Wie läuft es eigentlich… im Bienenland?

Traurig, manchmal sogar problematisch an der Projektarbeit ist oft der enge zeitliche Rahmen, in dem alles passiert und vobeigeht. Und dann gibt es sie manchmal aber eben doch: Die Dauerbrenner. Projekte, die sich immer wieder verändern, neu erfinden, unter erheblichem Aufwand irgendwie weitergehen. Von diesen Projekten gebe ich ab sofort dann und wann ein Update, um die Arbeit sichtbar zu machen, die darin steckt, um das Projekt für mich und euch zu rekapitulieren, manchmal auch, um mich einfach daran zu erfreuen. Als erstes: das Bienenland.

Warum heißt es eigentlich „Bienenland“? Wir sind keine Bienen! Wir haben kein Land! Warum Bienenland?

Diese mit Vehemenz gestellte Frage (Aussage! Kampfschrei! was auch immer) ist in den letzten Wochen aufgekommen. Möglicherweise steht unser kleiner mobiler Staat vor einer neuen Transformation?
Vor zwei Jahren wäre das undenkbar gewesen: Im Februar 2015 gründeten wir mit viel Pomp und der Nationalhymne Coco Jambo unseren eigenen Staat mit ganz eigenen Gesetzen, Bräuchen und Prioritäten. Alles was geschah, geschah in Abstimmung aller Bienenbürger_innen: geflüchtete und nicht geflüchtete Kinder und auch immer wieder Erwachsene. Die Erfahrungen rund um Armut, Traumata und Alltagsrassismus rund um dieses Projekt haben mich sehr geprägt.

Das ursprünglich als Recherchephase angelegte Leben im selbst gegründeten Staat erwies sich als außerordentlich fruchtbar – wie schwierig es ist, das Zusammenleben von Menschen zu organisieren, und welche Bedürfnisse es dabei zu befriedigen gilt! Zugleich blieb es eine Herausforderung, in der Gruppe überhaupt irgendetwas zielorientiert anzugehen. Die Förderung über tanz+theater machen stark sah als dritte Phase eine Inszenierung vor, die wir Erwachsenen gern gemacht hätten: So spannend fanden wir die Forschungsergebnisse, so wichtig die Aufmerksamkeit für die Bienenbürger_innen. Und doch gab es da auch die realistische Sorge: Wie vereinbaren wir die Bedürfnisse der Gruppe mit den Anforderungen an Struktur und Disziplin, die mit der Theaterarbeit einhergehen würden? Oder besser: Würden die Kinder Bock auf Theater haben? Alle Ideen, die uns erfolgversprechend erschienen, wären für ein derartiges Projekt ungewöhnlich, schwer förderfähig gewesen. Vermutlich (so denke ich jetzt) war dieses Dilemma im Antrag spürbar. Er wurde nicht bewilligt.

keine finanzierung, zig kinder

Und so gab es keine Finanzierung mehr, wohl aber zig Kinder, die uns jeden Dienstag entgegen rannten und eine Arbeit, die uns wirklich sinnvoll vorkam. Wir suchten ehrenamtliche Helfer_innen. Ich verschwand nach Krankheit und Geburt in die Elternzeit. Und mag mir kaum vorstellen, wie viel Kraft es meine Kolleginnen gekostet haben mag, das Fortbestehen des wöchentlichen Angebots „Bienenland“ zu gewährleisten.

Heute sind wir nicht mehr zwei, sondern vier Kulturpädagoginnen und eine Medizinerin, die die konzeptionellen Fäden ziehen. Wir betreuen um die zehn Freiwillige, unterstützen bei der Umsetzung eigener Ideen und versuchen darauf zu achten, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen Gelegenheit haben, sich weiterzuentwickeln. Auch an Rückendeckung in schwierigen Situationen soll es nicht fehlen; bei jedem Dienstagstermin ist eine von uns dabei. Wir bemühen uns um Kontakte in die Kulturinstitutionen der Stadt, an Orte, die den Kindern gefallen könnten. Und natürlich entwickeln wir auch immer wieder Projekte, die für „unsere“ Gruppe interessant sind, beantragen Gelder und summen so ein Stückchen weiter auf unserem Weg.

Inhaltlich arbeiten wir eng an den Wünschen der Gruppe entlang – wir sind Möglichmacher_innen. Dieser Geist des Ursprungsprojekts ist geblieben – wenn du etwas willst, dann nehmen wir dich beim Wort. Ein Märchenschloss? Wir bauen es nicht, aber wir geben wir Holz und Hammer. Neue Regeln? Wenn es dir gelingt, die anderen Gruppenmitglieder zu überzeugen, können wir unsere Regeln ändern. Nicht mehr Bienenland heißen? Wir werden sehen, was hier noch geschieht… Wir unterstützen die Kinder bei ihren Projekten, genauso aber auch die Freiwilligen, beraten wo nötig und freuen uns über alle Erfahrungen.

unfinanziert und doch so nachhaltig

Und so läuft das Bienenland eben weiter. Im Kernbereich unfinanziert und dennoch so nachhaltig. Wenn ich mir etwas für die Zukunft unseres kleinen Lands wünschen dürfte, dann wäre das Planungssicherheit. Und viele neue Freiwillige. Habt ihr Lust? Dann macht mit!

Harte Fakten: Das Orga-Team besteht aus Katharina Wessel, Bettina Salzhuber, Johanna Dieme, Klara Pegels, Solveig Hoffmann. Räumlich und zeitlich verortet ist das Bienenland am Dienstagnachmittag in den Atelierräumen von Hildes Enkel.

Ehrenamtliche Helfer_innen gesucht!

– kulturpädagogische Arbeit mit geflüchteten Kindern –

Das Angebot
Jeden Dienstag treffen sich in den Atelierräumen der Initiative „Hildes Enkel“ Kinder, die entweder im Asylbewerberheim Torgauer Straße wohnen oder ehemals dort gewohnt haben. Gemeinsam gestalten wir unsere Zeit nach den Ideen der Kinder: basteln, malen, spielen, verkleiden oder etwas bauen. Die Erwachsenen sind in diesem Prozess unterstützende Möglichmacher_innen, gehen auf die Ideen der Kinder ein. Probleme in der Gruppe werden möglichst gemeinsam gelöst, dabei können im gemeinsamen Prozess auch unkonventionelle Lösungen gefunden werden. Für diesen Raum gibt es einen Namen: Das Bienenland.

Die Arbeit
Das Angebot umfasst nach Absprache die Abholung der Kinder in der Torgauer Straße, die gemeinsame Gestaltung des Nachmittags und das Zurückbringen der Kinder. Wichtig sind eine grundsätzliche Offenheit im Umgang mit Menschen und neuen Situationen und Geduld und Kreativität bei Übersetzungsprozessen.

Organisatorisches
Das Angebot findet immer dienstags nachmittags statt:
15 Uhr Treffen des Teams
16-17:30 Uhr Abholen der Kinder im Heim, Angebot im Atelier „Hildes Enkel“
ab 17:30 Uhr Zurückbringen der Kinder.

Alle zwei Monate gibt es zudem ein Treffen aller ehrenamtlichen Helfer_innen, um aktuelle Entwicklungen, Erfahrungen und Probleme zu besprechen.

Wer/Was steht dahinter?
Das Bienenland ist aus dem Projekt „Wo die wilden Bienen wohnen“ hervorgegangen, dass 1,5 Jahre von mehreren Trägern unter Leitung/nach einer Idee der Künstlergruppe „Performance-Firma Wessel&Hoffmann“ aufgebaut wurde.
Inzwischen hat sich das Bienenland zu einem regelmäßigen kulturpädagogischen Angebot entwickelt, das von Ehrenamtler_innen getragen wird. Betreut wird es von den Theater-/Kulturpädagoginnen Katharina Wessel, Solveig Hoffmann, Johanna Dieme, Kara Pegels und Bettina Salzhuber, von denen an jedem Termin mindestens eine anwesend ist und die zudem bei Problemen als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung stehen.

Interesse?
Wir freuen uns sehr über Menschen, die Lust haben, das Bienenland kennenzulernen und evtl. zu unterstützen!

Kontakt: bienenland@eexistence.de

Ein Auftakttreffen für alle Interessierten wird es unter dem Titel „Freiwillig mit Kuchen“ am 21.10. um 15 Uhr im Atelierraum „Hildes Enkel“ geben: Hildegardstraße 49, 2. Stock.
Bei Kaffee und Kuchen können hier alle Fragen in persönlicher Runde geklärt werden.

Hier geht’s zur Facebook-Veranstaltung „Freiwillig mit Kuchen“.

Auf bald, wir freuen uns!

Links vom April

Wie jeden Monat hier einige Empfehlungen zu „Dingen im Internet“ – ungeordnet, aber zumindest für mich alle interessant. Vielleicht auch für euch?

Seit ich das erste Mal in einem Asylbewerberheim war, bewegt mich die Problematik der Roma, die – so mein Eindruck – einfach überall weggeschickt und abfällig behandelt werden und diese Haltung oft bereits vorwegnehmen. Selten habe ich Menschen erlebt, die so geringe Erwartungen an ihr Gegenüber hatten und gleichzeitig so fordernd auftraten. Inzwischen erlebe ich sie nur noch selten; mit der Einstufung bestimmter Staaten als „sichere Herkunftsländer“ sind sie noch unsichtbarer geworden. Umso schöner, dass hier ein großes Archiv für die Kunst der Roma wächst!

Eine große Menge Geld fließt über das Bundesprogramm „Kultur macht stark“ in künstlerische Projekte mit sogenannten benachteiligten Kindern – so wurde z.B. auch das Bienenland zu Beginn gefördert. Über den „Wunderkerzeneffekt“ dieser Förderungen sprechen meine Kolleginnen aus dem Bienenland, Katharina Wessel und Bettina Salzhuber, bei diesem Fachtag in Erfurt am kommenden Donnerstag. Kommt auch, wir sehen uns!

„Die Initiative kulturelle Integration, die auf eine Idee des Deutschen Kulturrates zurückgeht, will Impulse für diese gesellschaftlichen Diskussionen auslösen. Sie will erste Antworten finden und zugleich offene Zukunftsfragen benennen. Sie will insbesondere zeigen, welchen Beitrag Kultur zur Integration leisten kann –zur Integration der Menschen, die nach Deutschland kommen, aber auch derjenigen, die bereits in Deutschland leben.“ Gerade wenn de Maizière die Leitkultur-Debatte wieder hervorholt, ist es wichtig, sich mit diesen Themen zu befassen! Eine ganze Menge zu lesen gibt es dazu auf dem Webauftritt der Initiative kulturelle Integration.

In einer Woche fahre ich zur re:publica nach Berlin und freue mich schon sehr darauf, das erste Mal dabei zu sein. Und auf den Vortrag von meinem Bruder. Hoffentlich ohne AfD-Trolle. Sehen wir uns?

 

 

Offener Brief des Bienenlands an Burkhard Jung

Von Staatschef zu Staatschef: Am Dienstag besuchte eine Delegation des Bienenlands die Kindersprechstunde des Chefs von Leipzig, Burkhard Jung. Mit dabei: Ein Brief voller Probleme, die aus Sicht des Bienenlands auf internationaler Ebene angegangen werden müssen. Herr Jung versprach Antwort, den kompletten Brief findet ihr unten. Die BienenbürgerInnen hatten indes auf ihrer Auslandsreise großen Spaß und freuen sich über weitere Begegnungen.

Lieber Herr Chef von Leipzig,

vielleicht wissen Sie das noch gar nicht, aber seit einem Jahr gibt es in Leipzig ein neues Land: Das Bienenland. Das Bienenland ist ein sehr kleines, aber freies und lustiges Land. Es hat ungefähr 40 BürgerInnen und residiert zur Zeit in einer Projektwohnung in der Hildegardstraße 49. Die BienenbürgerInnen kommen aus sehr vielen unterschiedlichen Ländern, zum Beispiel Syrien, Tschetschenien, dem Sudan, Irak, Deutschland uvm. Unsere Nationalspeise sind Honigwaffeln und unsere Nationalhymne heißt Coco Jambo. Wir lieben es Feste zu feiern und tun das auch, wann immer möglich. Wir treffen uns oft zu Versammlungen, bei denen viele Wort fallen. Gibt es in Ihrem Land Leipzig auch Versammlungen? Und was machen Sie, wenn diese Versammlungen langweilig sind?
Letzte Woche fanden in Bienenland Wahlen statt und wir haben eine Chefin für die Mädchen und einen Chef für die Jungen gewählt. Außerdem gibt es bei uns zwei Problemchefs. Die Problemchefs hören sich die Probleme der BienenbürgerInnen an und schreiben sie auf. Manche dieser Problem müssen wir dann in Bienenland besprechen, z.B:

„Jemand hat bei der Wahl gesagt, dass er mir viel Schmuck gibt, wenn ich seinen Namen auf den Wahlzettel schreibe.“
oder
„Ich habe ein Problem, weil jemand mich schlägt und sagt, dass ich dumm bin.“

Was machen Sie, wenn es in Leipzig Bestechungen gibt? Oder wenn sich Leute beschimpfen oder schlagen?

Manche Probleme haben aber auch nichts mit Bienenland zu tun und können deshalb auch nicht in Bienenland gelöst werden, z.B.

„Ich habe ein Problem mit meiner Mama. Warum kauft sie mir nicht ein neues Handy? Ich habe sie gebeten, dass sie mir ein neues Handy kauft.“

„Ich habe ein Problem mit allen Jungs in meiner Klasse. Wir sind zehn Jungs in der Klasse und nur 9 Mädchen. Das ist nicht gerecht.“

Gibt es in Leipzig auch einen Problemchef? Wenn ja, dann würden wir gerne mit dieser Person sprechen. Manchmal haben wir nämlich auch Probleme, für die der Leipziger Problemchef zuständig sein müsste:

„In Syrien war ich in der 7. Klasse und dann in Italien war ich in der 6. Klasse. Und jetzt bin ich in Deutschland gehe ich in die 4. Klasse. Dabei bin ich schon 12 Jahre alt. Wieso ist das so? In meiner Klasse sind alle viel jünger als ich, die interessieren sich nicht für die gleichen Sachen, wie ich. Wie soll ich da neue Freunde finden?“

„Ich möchte gerne in die Schule gehen. Ich gehe gern in die Schule.“

„In meiner Klasse gibt es keinen Sportunterricht. Ich will aber Sport machen, wie alle anderen.“ (hat sich erledigt)

„Ich möchte gerne ein schönes Zuhause. Ich möchte nicht mehr im Heim wohnen. Das Heim ist nicht gut. Wir waren schon in Dresden, alles war gut. (Naja, nicht alles: Wir hatten für alle Leute nur zwei Toiletten, eine für Mädchen und eine für Jungen.) Dann mussten wir nach Leipzig, aber keiner sagte uns, warum. Jetzt sind wir in einem Heim mit vielen Kakerlaken. Draußen ist es sehr kalt, deswegen sind jetzt alle Kalerlaken bei uns drin.“

Vielleicht haben Sie eine Idee, wie im Land Leipzig diese Probleme gelöst werden könnten?

Falls Sie mal in einem neuen Land leben müssen, können Sie gerne nach Bienenland kommen. Bei uns ist jeder willkommen und wer Bürger von Bienenland werden will, kann sich selber einen Pass basteln.

Mit freundlichen Grüßen
Die BienenbürgerInnen

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Was wir über das Bienenland wissen

Das Intensivangebot des Projekts „Wo die wilden Bienen wohnen“ ging letzte Woche in die zweite Runde. Unsere Gruppe aus Kindern und Erwachsenen mit deutschen, palästinensischen, syrischen, iranischen und kurdischen Wurzeln organisiert sich als eigener Staat: Das Bienenland. Letzte Woche allerdings deutlich undemokratischer, denn eigentlich, und das empfinde ich als zutiefst menschlich, wollen die BienenbürgerInnen nur eines: Dass gut für sie gesorgt wird. Was wir aktuell über unseren Staat sagen können, haben wir hier zusammengefasst.

„Bienenland ist ein freies Land. Man kann sagen, was man will, man kann kochen, tanzen… Es ist ein lustiges Land.“

Die Landessprache heißt „biendarabisch“. Zur Stunde gibt es hier zwei allgemein anerkannte Begriffe: „Guten Bienentit!“ und „Bienenburtstag“.

Es gibt ein einziges Gesetz: „Respekt & alle hören auf die Chefs“.

Chefs werden in den Bienenlandversammlungen von den BienenbürgerInnen bestimmt. Inzwischen gibt z. B. es Chefs für Spiele, Tanz, Malen, Dekoration, Sprachen, TV und Chillen.

In Versammlungen werden alle Fragen des Zusammenlebens zweimal täglich geklärt. Außerdem gibt es eine Versammlung, wenn ein ernstes Problem auftritt. Das sorgt für einigen Unmut. Manche BienenbürgerInnen wünschen sich statt der Versammlungen eine Diktatur.

Am Ende einer Versammlung pflegen die BienenbürgerInnen zur Nationalhymne Coco Jambo zu tanzen.

Der wichtigste Posten war bisher der des Streitchefs.

In der jüngsten Geschichte entschieden sich die BienenbürgerInnen allerdings dafür, die Streitchefs abzuschaffen und 2 erwachsene Problemchefs einzuführen: Nina und Solveig. Es hat sich gezeigt, dass die Problemchefs bestimmte Kompetenzen haben sollten:
– Alle müssen auf sie hören.
– Sie dürfen kein persönliches Interesse am Streitwert haben.
– Sie müssen alle Informationen über Bienenland haben.

Mit den neuen Problemchefs können sich die BienenbürgerInnen entspannen. Die langen Versammlungen werden reduziert. Man ist allgemein zufrieden.

BienenbürgerInnen tauschen gerne ihre Namen. Tauschen sie mit einer Problemchefin, tauschen sie allerdings ausdrücklich nur den Namen, nicht aber die Verantwortung.

Es gibt vorerst keine Chefs für unangenehme Aufgaben.

BienenbürgerInnen besuchen gerne andere Länder und freuen sich, die dortigen Gebräuche zu entdecken. Auch über kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten freuen sie sich immer.

Das Bienenland lebt, so lange andere Länder es schützen und akzeptieren.

Das Projekt „Wo die wilden Bienen wohnen II“ ist eine Kooperation von: Kinder- und Jugendkulturwerkstatt JOJO, Quartiersmanagement Leipziger Osten, 16. Oberschule Leipzig, Human Care/ Asylbewerberheim Torgauer Straße. Es wird gefördert durch den Bundesverband freier Theater im Programm tanz + theater machen stark.

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Leipziger Osten: Über Initiativen, Schlägereien und internationale Kontakte

Seit ca. 2 Jahren bin ich öfter mal im Leipziger Osten.
Ich gehe über die Eisenbahnstraße, esse vorzüglichen Döner, beobachte die Menschen, die so anders sind, als in den Hipsterghettos, in denen all meine Freunde und ich wohnen. Und manchmal muss ich lachen – vor allem wenn ich an den ProSieben-Bericht zur „schlimmsten Straße Deutschlands“ denke. Obwohl ich mich sehr über den latenten Rassismus, die mangelhafte Recherche und überhaupt alle Aspekte des Filmchens geärgert habe.

Vor einiger Zeit habe ich mir dort auch eine Wohnung angesehen. Ein Erlebnis der besonderen Art war der Makler, der nicht müde wurde mir zu erklären, dass „in Kreuzberg vor 10 Jahren auch noch keiner hätte wohnen wollen“, dass hier gerade „alle Wohnungen gemacht würden“, und dass „Ausländer völlig normale Leute“ wären. Auf meine Anmerkung, ich hätte ein größeres Problem damit, unter Rassisten zu wohnen, reagierte er nicht. Die Wohnung steht bis heute leer.

Wie ich aus der Ferne (Südvorstadt) mitbekam, ging es dann am letzten Wochenende mal wieder ordentlich ab auf der Eisenbahnstraße. Massenschlägerei mit 40-50 Personen, Eifersuchtsdrama, Verletzte. Die Bild-Zeitung berichtete gern.

Was dabei oft zu kurz kommt: Der Leipziger Osten hat in erster Linie ein Problem, und das heißt Armut. Rund um die Eisenbahnstraße leben über 55 % der Kinder von Sozialgeld.

Das bedeutet natürlich auch günstige Mieten und viel Raum für Ideen – anders als im Süden und Westen gibt es hier noch leer stehende Häuser, Kinder, die nicht Geige spielen können, kurz: große Gestaltungsspielräume. Im Projekt „Wo die wilden Bienen wohnen“ genießen wir das sehr.

Und genau dieses Projekt durfte ich am letzten Mittwoch vorstellen: Im Arbeitskreis Ost. Hier treffen sich die Akteure, die den Leipziger Osten gestalten wollen, also soziale und kulturelle Träger, Stadtteilvereine, Initiativen etc. Und das sind ganz schön viele! Tatsächlich war es hochinteressant zu sehen, wer sich alles engagiert. Und auch ein bisschen schade, dass etwa die Moschee nicht vertreten war.

Meine Mission an diesem Tag: Für die zweite Projektrunde des „Bienenlands“ suchte ich andere Staaten, also organisierte Einheiten, die mit dem Bienenland internationale Kontakte pflegen wollen. Das können übrigens auch „Staaten“ sein, die auf diesen Artikel gestoßen sind und mehr über das Bienenland erfahren wollen. (Wir können gemeinsam überlegen, wie das aussehen könnte.)

Bei der Projektvorstellung wurde viel gelacht, es herrschte auch ein wenig Verwirrung. Wann sind wir ein „Staat“? Im Anschluss an das Treffen kam ich mit ganz unterschiedlichen Personen ins Gespräch, gemeinsam entstanden erste Ideen, man war offen für das Gedankenspiel. Ich denke, es ist genau diese Atmosphäre, die Kreative in den Osten lockt. Es macht Spaß, gestalten zu können.

Ist das die Eisenbahnstraße, die mit Drogen, Schlägereien und Gewalt Presse macht? Oder die Eisenbahnstraße mit dem „hohen Ausländeranteil“? Oder ist es doch längst eine Spielwiese für deutsche Engagierte, die Spielräume brauchen?

Es wird eine Herausforderung bleiben, diese Facetten unter einen Hut zu kriegen. Es zu schaffen, dass die organisierten „GestalterInnen“ nicht alle weiß sind. Dass von Armut betroffene, wenig gebildete Menschen nicht einfach irgendwann verdrängt werden. Dass Bild und ProSieben das Interesse verlieren. Dass Engagement gemeinsam erfolgt. Und die Makler das dann nicht zu schnell verkaufen.

In diesem Sinne: Besucht uns im Bienenland! Wir versuchen miteinander zu sprechen: Auf kurdisch, arabisch, deutsch, serbisch… was immer ihr wollt. Im Juni geht es weiter. Bis bald!

„Wo die wilden Bienen wohnen II“ im Rahmen des Programms tanz + theater machen stark des Bundesverbands Freier Theater e.V.

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Bündnisse für Bildung – Verbesserungsvorschläge

„Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ – mit diesem Programm fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung über verschiedene Zwischenschritte Kooperationen, die benachteiligte Kinder und Jugendliche über kulturelle Bildung stärken. Das Programm ist mit 230 Millionen € über 5 Jahre ein wichtiges Förderprogramm – mehr dazu auf der  Seite des Ministeriums.

Demzufolge habe ich inzwischen auch schon in Projekten des Programms gearbeitet, bzw. sogar selbst (zusammen mit Katharina Wessel) ein Projekt entwickelt: „Wo die wilden Bienen wohnen“. Die Durchführung war und ist schwierig, manche Eckpunkte erscheinen mir nicht sinnvoll. Deshalb hier meine Verbesserungsvorschläge direkt aus der Doppelperspektive Projektleitung – Künstlerin/ Honorarkraft.

1. Wenn künstlerisches Denken und Handeln benachteiligte Menschen fördert, dann muss im Mittelpunkt eines Projekts in diesem Programm auch die Entwicklung eines guten künstlerischen Konzepts stehen. Damit einher geht dann auch die Aufwertung der KünstlerInnen, die im Projekt mitarbeiten. Derzeit bleibt ihnen zumindest offiziell nur die Rolle der „Honorarkräfte“. ABER: Keine Kunst ohne Künstler. Die Konzeptentwicklung muss gefördert und bezahlt werden.

2. Dasselbe gilt für das Bündnis. Es ist nicht so, dass MitarbeiterInnen aus Institutionen der Bildung und Kultur unausgelastet ihren Schreibtisch polieren. Wenn es vor dem Programm noch nicht genügend Kooperationen gab, dann braucht es eben nicht nur Projektgelder (für Honorarkräfte, Material, die Umsetzung der konkreten Idee), sondern auch Geld und Formate, um tragfähige Bündnisse zu schmieden. Wie kann wer wo gut zusammenarbeiten? Und zu welchem Zweck? Das erfahren wir nicht durch Projektgelder.

3. Die KünstlerInnen sind Honorarkräfte. Die Institutionen bilden ein Bündnis, bündeln ihre Mittel und Kompetenzen. Aber wer kümmert sich ums Geld? Laut Förderer ist dafür der beantragende Kooperationspartner zuständig. Doch die wenigsten Institutionen sind so gut ausgestattet, dass sie hier wirklich mit den KünstlerInnen zusammenarbeiten können. Ein prozessorientiertes Arbeiten, dass sich am künstlerischen Konzept orientiert, braucht enge Absprachen. Wann setzt sich endlich die Idee einer professionellen Produktionsleitung auch für Kunst mit Kindern und Jugendlichen durch?

In der „Erwachsenenkunst“ ist das längst anerkannt: Produktionsbüros wie ehrliche arbeit betreuen KünstlerInnen bei der Umsetzung der Projekte und bilden einen maßgeblichen Erfolgsfaktor. Im Programm „Doppelpass“ der Bundeskulturstiftung ist die professionelle Produktionsleitung inzwischen Voraussetzung für die Förderung. Auch hier geht es um Kooperationen, allerdings von festen Institutionen mit freien Künstlergruppen. Fakt ist: Wenn wir alle 3 Förderphasen mit unseren wilden Bienen durchlaufen haben, werden wir um die 40.000 € aus Steuergeldern ausgegeben haben. In der „Erwachsenenkunst“ würde das m.E. niemand mehr ohne Produktionsleitung händeln wollen.

4. Wir haben uns nun mit allen verwaltungstechnischen Details abgefunden, trotz guter Honorare unbezahlte Überstunden angehäuft, und dann… kommt die Ernüchterung: Die kommen nicht!

Erreicht werden sollen benachteiligte Kinder und Jugendliche im außerschulischen Bereich. Und die kommen oft einfach nicht.

Wenn man mit wirklich benachteiligten Menschen arbeitet, dann lernt man schnell: Das funktioniert nur über Beziehungsarbeit. Hier geht es um Menschen, die mit Institutionen schlechte Erfahrungen gemacht haben, die strukturiertes Arbeiten zum eigenen Vergnügen nicht kennen, denen Schriftlichkeit, Regeln und Formulare manchmal Angst machen. Die oftmals wenig Grund haben, zu vertrauen. Sich auf einer TeilnehmerInnen-Liste einzutragen kann eine schwere Entscheidung sein. Oder, wie im Bienenprojekt: Man möchte schon, aber man kann seinen Nachnamen „nur“ auf arabisch schreiben. Die Beziehungsarbeit, die benachteiligte Menschen in Projekte holt, wird von Honorarkräften geleistet, und sie muss endlich anerkannt werden. Wir besuchen die Menschen im Asylbewerberheim auch mal außer der Reihe. Helfen beim Umzug. Werden zum Essen eingeladen. Das kann man nicht unbedingt in einer Honorarabrechnung abbilden und bezahlen. Aber man kann verstehen, dass es Zeit braucht, und es nicht ab der 3. Projektwoche eine lange TeilnehmerInnen-Liste gibt. Starre Regeln sind genau das, womit benachteiligte Menschen schlechte Erfahrungen haben. Ein Programm zu entwickeln, dass der Zielgruppe hier entgegen kommt, wäre eine beachtliche Leistung und ein toller Fortschritt.

Das sind meine Vorschläge. Wer wird das hier lesen?

Das Bundesministerium spricht mit Verbänden. Die verteilen das Geld weiter an Institutionen. Ich bin letztendlich und auf dem Papier Honorarkraft. Auch als offizielle Projektleitung. Auf Tipps, wie ich mich über dieses Blog hinaus äußern könnte, freue ich mich sehr.

 

 

 

Bienen-Nachschlag: Eine Woche in Leipzig

Manchmal erlebt man sowas: Man arbeitet an einem Projekt, das einen eigentlich schon ausfüllt, und trotzdem kriegt man immer noch ein bisschen mehr geschenkt und aufgebrummt. Was einen berührt, beschäftigt, womit man fertig werden muss.
Für das Bienenland war ich eine Woche lang mit geflüchteten Kindern im Leipziger Osten unterwegs: einkaufen, Spielplatz, Straßenverkehr, das normale Alltagsprogramm. Aber was ist normal?

Mit 5 lauten Kindern die auf arabisch rumbrüllen und um die Wette rennen um den Ketchup zu        holen wird man streng abgescannt. Dann stehe ich da: höflich, freundlich, weiß. Irgendwie sogar besonders höflich. Als ob ich was beweisen wollte. Und zu mir sind denn auch alle supernett. Wäre das genauso, wenn ich ein Kopftuch tragen würde? Ich erspare den Kindern und mir den Versuch.

Wir kaufen im Discounter ein Spielzeug. Auch hier: freundliches Personal, die Kinder werden genau beobachtet. Ich kann das sogar nachvollziehen: Einige der Kinder sind seit Generationen bittere    Armut gewohnt, und die drückt sich in einem großen „haben wollen“ aus. Ich bin streng und kaufe trotzdem mehr als beabsichtigt. Und verdammt, wenn sie jetzt ein paar Gummibärchen klauen würden – wäre das nicht absolut verständlich?

Das Spielzeug ist nach 5 min kaputt. Die Kinder erwarten, dass ich richtig sauer werde. Nein, sage ich, wir bringen es zurück und kriegen das Geld wieder! Diese Option kennen gerade die Roma-  Kinder nicht. Ich stelle mir vor, wie eine große serbisch sprechende Gruppe den T€di entert und    alles mögliche umtauschen will. Und muss grinsen.
Und dann zeige ich den Kindern, wie man das macht. Wieder das Gefühl, besonders freundlich behandelt zu werden.

Ich stehe bei Aldi und suche das Apfelmus. Ein Mädchen spricht mich an. Wir kennen uns, aber woher? Aus einem früheren Angebot… Ich lade sie ein, ins Bienenland zu kommen. Nein, sagt sie, sie darf nicht, sie hat keine Papiere.

Das ist kein Wortwitz, sondern bittere Realität. Und der Moment, an dem mir immer noch schlecht wird. Ein Kind, 12 Jahre, ist illegal in Deutschland und nimmt deshalb nicht an unserem Projekt teil.

Ich gebe ihr meine Telefonnummer und hoffe, dass sie anruft. Tut sie nicht.

Ein kleiner Junge aus unserer Gruppe rennt auf die vielbefahrene Eisenbahnstraße. Ich kann ja sehr laut werden. Nun steht da also diese kleine, dreckige Frau in ihren Malerhosen und brüllt die Kinder zusammen. Und alle gucken. Und ich habe das Gefühl, dass viele diese deutschen Frauen ganz schön merkwürdig finden.

Abend vor der Präsentation. Ich bin todmüde, mache noch einige Einkäufe. Ein älterer dunkler Mann spricht mich in gebrochenem Deutsch an. Ich wimmle ihn ab, weiß nicht, was er will, möchte einfach nur meine Ruhe.
An der Kasse treffen wir uns wieder. Und ich habe Gelegenheit, mich zu sammeln: Muss ich nicht gerade nach dieser Woche nochmal nachhaken, mich aufraffen und Vorurteile überwinden?

Er ist total nett. Wir kennen uns vom Sehen aus der Torgauer Straße. Ich habe ihn seit jenem Abend hin und wieder gesehen und jedesmal freundlich gegrüßt. Aber so freundlich wie er kann ich gar nicht sein. Denn er freut sich wie ein Schneekönig. Als ob ihn sonst keiner grüßen würde.

Ängste, Unsicherheiten, latenter Rassismus – kennen wir leider schon, und meiner Meinung nach ist niemand zu 100% frei davon. Wir funktionieren über Kategorien und haben die Verantwortung, nun ja, menschlich mit diesen umzugehen. Und ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich das selbst geschafft habe. Allein dieser Text strotzt vor Annahmen und Vermutungen.

Aber eigentlich bin ich doch nur mit Kindern einkaufen gegangen?

Ein Staat – Erkenntnisse aus dem Bienenland

Eine intensive Woche ist vorbei. Wie immer, wenn mir ein Projekt besonders am Herzen liegt, habe ich mich übernommen und bin krank: Diesen Artikel tippe ich mit Sehnenscheidenentzündung und deshalb mit links.

Trotz Stress und Reibungsverlusten haben wir aber Ergebnisse, die ich fast in einen Umschlag    stecken und nach Berlin schicken möchte. Denn wenn man nur wenige gemeinsame Worte und keine gemeinsame Sprache hat, dann heißt es Farbe bekennen: Ja oder nein? Gut oder nicht gut? Chef oder nicht Chef? Eine soziale Anstrengung, aber auch eine künstlerische Chance.
Einige Momentaufnahmen:

Tag 1

Solveig: Das hier ist ja ein Land…

5 Kinder: Wer  Chef?

Die Chefposition wird uns die ganze Woche lang beschäftigen. Schnell wird klar, dass diese mächtige Position nicht  so mächtig ist, wie die pädagogische Diktatur, die im Hintergrund die Wahl leitet, anregt, dass die Chefs bestimmte Aufgaben erfüllen etc. Könnten wir das anders machen? Uns ist daran gelegen, das Zusammenleben in unserem Staat, unser ganzes Experiment, erträglich zu gestalten. Wir greifen alles auf, was von den Kindern kommt, aber wir geben eben auch Input: Die Chefs (es sind täglich 2, immer frisch gewählt) werden so schnell für Entscheidungen zuständig, die alle betreffen, werden bei Streitigkeiten gerufen und erhalten natürlich auch viel Aufmerksamkeit.

Fast alle wollen Chef werden.

Tag 2: Das System funktioniert. Erster Unmut entsteht allerdings durch die mangelnde Gewaltenteilung: Wenn die Chefs auch Kochen, haben sie zuviel Macht.

Tag 3: Die ersten Petitionen tauchen auf. Lustigerweise oft erstellt von den Chefs. Dabei wird schnell deutlich, dass es nicht für alles, was ein Chef will, auch Mehrheiten gibt. Überhaupt hängt die Macht der Chefs stark von der Gunst der Bienengesellschaft ab.

Kinder, die große Sprachprobleme haben, haben zudem keine echte Chance, zum Chef gewählt zu werden: Verständlich, aber auch frustrierend. Die einzige Position, die ohne Sprache erfüllbar scheint, ist die eines Polizeichefs: Die Rolle wird so interpretiert, einzelne Bereiche durch auf und abgehen zu kontrollieren. Polizei spielen um mit einbezogen zu werden? Die Erwachsenen müssen lachen. Und doch ist das ein interessanter Blick auf diese Position, immerhin von einem Kind, das hierher geflüchtet ist, und mit der Polizei vermutlich einige Erfahrungen hat.

Tag 4: Die Chefs machen nichts. Dinge gehen kaputt. Krisensitzung! Alle fühlen, dass es so nicht weitergehen kann.

Erkenntnis 1: Wir brauchen Chefs, die auf Streit spezialisiert sind!

Die wichtigste Position im Bienenland ist eine Schlichtungsposition. Kein Durchsetzen, kein Bestimmen: Wir brauchen jemanden, der wirkungsvoll schlichten kann. Das geht weit über ein juristisches Entscheiden hinaus, SchlichterInnen kümmern sich um den sozialen Frieden. Ich sehe keine derartige Position auf Bundesebene, die derart Rückhalt hätte, wie unsere Streitchefs. Ein Verbesserungsvorschlag.

Tag 5: Wahl der neuen Chefs. Mit einem ganz klaren neuen Ansatz: Jeder möchte Chef sein und eine Verantwortung übernehmen, die ihm oder ihr auch etwas wert ist. Wir können die Kinder nicht mehr mit symbolischen Positionen abspeisen. Heute bestimmen wir gemeinsam in einem nicht mehr nachvollziehbaren Prozess, mit dem aber alle zufrieden waren: Chefs Streit: deutsch und arabisch-sprachig; Sportchefs: für Ball und Boxsack; Chef Feuer (zusammen mit Solveig); Chefs Kekse und Einkauf von Keksen; Chef Wii; Hausmeister; Küchenchef; Farbenchef

Erkenntnis 2: Alle Bürger fordern lautstark ihre Verantwortung ein. Jede und jeder will ein Amt!

Hier gibt es keine Politikverdrossenheit, aber großen Ärger, wenn jemand bei der Ämterverteilung zu kurz kommt. Lässt sich das auf bestimmte Bevölkerungsschichten in Bundesdeutschland übertragen?

Jedenfalls werde ich nie mehr leichtfertig Verantwortlichkeiten einschränken.

Tag 6: Präsentation. Eine Party, ein Chaos, ein ekstatisches Schwenken der Bienenfahne. Es gäbe noch viel viel mehr zu erzählen. Wir hoffen auf die Anschlussförderung, denn die neue Chefregelung hat sich ja nun erst einen Tag bewähren müssen.

Was vorerst bleibt: Wir haben einen Staat gegründet, in dem heftig gestritten und laut gefeiert wurde. Die Sprachschwierigkeiten waren für alle aufreibend, kulturelle Unterschiede natürlich auch. Es hat aber funktioniert. Mit wenigen Gesetzen, viel Gerangel um Positionen – und schließlich auch mit einem florierenden Postwesen, einer derben Inflation, bevor das Geld wieder abgeschafft wurde und Pässen, die  sich interessierte Bürger einfach selber herstellen konnten.

In diesem Sinne: Wenn ihr einreisen wollt, dann macht euch einen Pass und werdet Bürger.

Das Bienenland ist ganz sicher nicht der schlechteste Ort. Zum Leben und zum Summen.