„Hotel Mondial“ – echt jetzt, ZDF?

Der Schauspieler Daniel Aichinger hat vor um die 20 Jahren den Jugendclub des Theaters der Altmark geleitet. In diesem wiederum spielte mein Freund und dessen Vater rief uns vor einigen Tagen an: „Der spielt jetzt im ZDF!“. Und so kam es, dass ich diese Vorabendserie anschaute und eine perfekte Gehirnwäsche bekam. Die „Mutter aller Probleme“ wohnt nämlich im Hotel Mondial.

Zunächst mal: Sie haben sich echt bemüht. Es geht um irgendwelche Leute, die in irgendeinem Vier-Sterne-Hotel arbeiten, da gibt es viel Luxus, viel Blabla, vor allem haben sie sich aber bemüht, Diversität abzubilden, jedenfalls in Bezug auf die Hautfarbe, und das ist ja schonmal was. Zwar wäre ich gern bei der Konferenz dabei gewesen, bei dem entschieden wurde, mal was freshes, junges zu machen, zum Beispiel eine Hotelserie – und ich bekäme auch gern einen Euro für jedes Klischee und jede Floskel im Drehbuch – aber was weiß ich schon von den Zwängen im harten Geschäft der öffentlich-rechtlichen.

Die Hauptrolle spielt das deutsche Arbeitsrecht.

Die eigentliche Hauptrolle in der Serie spielt allerdings, wenn man so will, nicht der auf Abwege geratene Portier oder die knallharte Karrierefrau: Die Hauptrolle spielt das deutsche Arbeitsrecht. Ich bin da keine juristische Expertin, dass aber die neue Chefin gefühlt ab der ersten Minute munter Leute entlässt, ohne Abmahnung, ohne Betriebrat, ohne irgendwas, das ist schon der feuchte Traum der Führungselite des Großkapitals. Wer nicht gefällt, der fliegt, so ist das eben, liebe Leute! Spannend auch, dass sie nie jemand neuen dafür einstellt, denn letztlich braucht wohl niemand Mitarbeiter_innen, schon gar nicht solche, die selber denken, das macht nur Scherereien.

Dann diese Geschichte, dass der Portier noch nebenbei seine Kolleg_innen ausspionieren soll, mit Fotos und allem – na da kann man nichts machen, sie ist eben streng. Dass die Rechtsgrundlage dafür äußerst dünn ist, spielt in der Serie keine Rolle. Die Zuschauer_innen (im Vorabendprogramm) bekommen dieses Verhalten als „harte Schule“ vorgesetzt, und nicht wenige dürften glauben, dass „die harte Realität da draußen“ eben so aussieht. Eine echte Gehirnwäsche, denn wer mit diesen Vorstellungen ins Berufsleben geht, der wird ganz schlicht und einfach Ausbeutung für den Normalzustand halten. Was lachhaft ist.

Ziemlich schnell kommt er dann nämlich: Der „Oh Captain, my Captain“-Moment. Das ganze Team kündigt geschlossen. Die Chefin sagt okay und dreht sich um. Kopfschmerzen hat sie keine. Was für ein Blödsinn!

Kein_e Personalverantwortlich_e könnte sich ein solches Verhalten leisten, die Mühen, neues, qualifiziertes Personal einzustellen wären viel zu hoch, der Fachkräftemangel ist eklatant. In Wahrheit müsste die Chefin ihre Mitarbeiter_innen regelrecht umgarnen, alles andere wäre hochdramatisch für ihre eigene Karriere.

Und das alles betrifft nur die Lohnarbeit.

Und all das betrifft nur die Lohnarbeit – die vielfach unbezahlte Care-Arbeit wird hier noch nichtmal mitgenommen. Kinder, Küche, Kirche, wenn wir auf dem Level bleiben wollen, die Sorge um andere behindert unser Wertschöpfungssystem nicht, sie ermöglicht dieses. Mit massivem seelischen Druck (Moral und Mutterliebe) wird Arbeit abgehakt und unsichtbar gemacht. Gestern war Frauentag: Der radikalste Streik im Kapitalismus bestünde sicher darin, wenn Menschen mal einen Tag lang ihre Sorgearbeit ruhen ließen. Das wird nicht passieren – wir wollen nicht, dass unsere Kranken verschimmeln, unsere Kinder überfahren werden. Wir sind erpressbar, weil wir lieben, zum Glück. Diese hirnverbrannten Geschichten sollten wir trotzdem nicht weitererzählen.

Die Märchen von alles entschuldigender Mutterliebe und eben auch vom Aufstieg durch Leistung und von der Allmacht der_des Chef_in ist letztlich nur eines: Zutiefst kapitalistisch. Wir finden sie in vielen weiteren Geschichten, sie den Leuten permanent im Vorabendprogramm einzubleuen ist vermutlich keine Absicht, hat aber in jedem Fall Methode. Warum sagt ein ZDF nicht die Wahrheit: Dass gute Leute fehlen, dass Zuwanderung fehlt, dass auch Arbeitnehmer_innen in ihrer Würde und in ihren Rechten nicht geschädigt werden dürfen? Dass gute Arbeit wichtig ist – in allen Bereichen des Lebens? Und dass sie entsprechend honoriert werden sollte?

Vielleicht, der Seitenhieb sei mir verziehen, ist das in Führungsetagen mit italienischem Parkett noch nicht angekommen. Und das ist die Mutter aller Probleme.

Randnotizen VII

Endlich mal wieder Randnotizen! Mit Kindern, die immer lernen, Erwachsenen, die es nie lernen und Seehunden, die wahrscheinlich Hilfe brauchen, fragt selbst.

Auf dem Weg zu meinem Termin laufe ich außen am Friedenspark entlang. Zwischen den Büschen eine staubige Baustelle. Zwei Stunden später Rückweg durch den Park, die Bauarbeiter sind weg und hier steht… Eine öffentliche Toilette! Wenn das mal keine gute Idee ist! Hinter dem Häuschen biege ich ab auf die Straße. Es steht noch keine Stunde. Ein Mann uriniert gegen die Rückwand. Keine Pointe.

Weihnachtsfeier, angenehme Leute, ich lerne noch kennen. Man erzählt sich, was man so macht, einer berichtet, er arbeite als Feel Good Manager. Was das bedeute, möchte ich wissen, und er spricht von Team Building und guter Arbeitsatmosphäre. Dann geht er Getränke holen und ich beobachte einen uralten und geradezu peinlich sozialdemokratischen Impuls an mir: Ich will verdammt nochmal lieber einen Betriebsrat!

Weihnachtseinkäufe. Ich verlasse einen Laden und stolpere geradewegs in das lauteste und dreckigste Lachen, dass ich je gehört habe. Hier rührt ein Bösewicht in einem Kessel, hier wird ein teuflischer Plan geschmiedet, hier – Hier steht ein schmächtiger Obdachloser und beobachtet die Passanten. Beiläufig schlendert er weiter, genau hinter eine Frau – und ES lacht wieder, der Gehweg wackelt, die Frau macht einen Satz. Ich folge dem Mann, nachdenklich betrachtet er eine BurgerKing-Filiale. Dann tritt er ein, die Tür fällt zu, eine Sekunde vergeht – und ich sehe durch die Glasfassade, wie die gesamte Kundschaft zusammenzuckt. Es ist der Grinch!

Spiele, die man mit Nummernschildern spielen kann

Spiele, die man mit Nummernschildern spielen kann (powered by the Sohn): 1. E-Autos zählen, 2. Herkunftsländer zählen, 3. Bundesländer zählen und versuchen alle 16 an einem Tag zu sehen, 4. Buchstaben sagen, 5. Mit den Buchstaben einen Satz bilden, 6. Plaketten angucken, 7. Zahlen sagen, 8. Gesamtzahl (üben zu) sagen, 9. Vergleichen, welche Zahl am höchsten ist, 10. Die Zahlen addieren; 11. Gucken, ob man mehr Nullen oder Os findet (sehr gern kompetitiv), 12. Gucken, ob man mehr Sechsen oder Neunen findet (s.o.), rote, grüne, schwarze Nummernschilder suchen, 13. Das Nummernschild mit der niedrigsten Zahl/höchsten Zahl finden, – trefft mich, wie ich der Landesregierung vorschlage, den Lehrer_innenmangel mit Nummernsschildern auszugleichen.

Zum ersten Mal bin ich in der Stadtbibliothek ganz oben, noch hinter der Musikbibliothek, ich brauche etwas aus dem Magazin. Die Mitarbeiterin sucht, sucht wieder, plötzlich durchfährt ein gewaltiger Lärm den riesigen Raum, was kann das sein, es klingt wie… ja wie ein größerer Seehund, der im Lüftungsschacht eingeschlossen ist und um Hilfe ruft. Ich frage die Frau, ob hier ein größerer Seehund im Lüftungsschacht eingeschlossen ist und um Hilfe ruft. Sie schaut mich nachdenklich an und nickt. „Wir wissen auch nicht, woher das immer kommt…“ Wenn ihr in die Stadtbibliothek geht, nehmt ein paar Heringe mit.

Der Windbeutel

Ein trockenes Vollkornbrötchen will ich jetzt nicht essen. Die Nussschnecken sehen lecker aus, aber ich kann doch nicht immer und schon wieder Süßkram frühstücken. Vielleicht ein Rosinenbrötchen, gähn. Oh, was ist das? Riesige gefüllte Windbeutel stehen ordentlich aufgereiht in der Auslage, trotz all der Sahne sehr akkurat. Ich bin fasziniert. Wenig später suche ich mir mit Tee und Windbeutel einen schönen Platz in der Bäckerei und beobachte den draußen vorbeiziehenden Straßenverkehr. Koste den ersten Happen. Gut.

Hinter mir raschelt es. Eine ältere Dame, ebenfalls bewindbeutelt, rückt den Stuhl neben mir zurecht. Ob sie sich zu mir setzen dürfe, sie säße jeden Morgen an diesem Platz und äße zwei Windbeutel, nur heute habe sie nur einen bestellt, weil sie schon soviel Stollen gegessen habe, und man wolle ja nicht fett werden. Sie pustet die Backen auf, als sie das sagt, und natürlich antworte ich, dass sie sich gerne setzen könne und natürlich frage ich mich, ob ich lieber hätte nein sagen wollen.

So sitzen wir nun da, vor unserem Gebäck, draußen hat die Linie 74 grün bekommen, und sie erzählt, vor 19 Jahren sei ihr Mann gestorben. Sie hätte danach durchaus Möglichkeiten gehabt, drei Anwärter habe es gegeben, aber dann hätte sie ja einkaufen, kochen, putzen müssen und wir seien ja nicht bekloppt. Grinst sie mich an.

Dann erzählt sie mir von ihrer Kindheit in Böhmen, wie sie für ihre ganze Familie Pilze gepflückt habe, wie schön es vor dem Krieg gewesen sei. Wie sie dann in ein Lager habe gehen müssen, über 4000 Frauen und Mädchen seien dort gewesen. Wie die Sekretärin der Lagerleitung sie angewiesen habe, in das Zimmer am Ende des Ganges zu gehen. Wie überrascht sie gewesen war, dass dort weder ein Tisch noch ein Stuhl stand, nur eine Matratze ohne Laken auf dem Boden. Wie der Mann gekommen war, sie auf die Matratze gedrückt habe – ich dachte, der rammelt mich tot. Wie sie zurück in den Schlafraum gegangen sei, mit zerrissenen Kleidern, und ihrer Schwester nicht erzählen durfte, was passiert war. All das erzählt sie mir. Sie ist 91 Jahre alt, sie weint, sie klappt ihren Windbeutel auf, sie isst. Mein Herz tut ganz weh.

Ich will ihr etwas schenken, etwas Gutes, etwas was ihr zeigt, dass ich mich habe berühren lassen, denn was sonst könnte ich ihr geben? Hektisch blättere ich durch mein Notizbuch, finde ein Blumenbild aus einer Zeitschrift, schenke es ihr. Sie freut sich so sehr, viel zu sehr. Wir verabschieden uns herzlich, ich gehe, mein Herz tut immernoch weh, ihres mit Sicherheit auch. Und doch ist da etwas froh in mir und dankbar.

Genau so ein Mensch will ich sein, der für das Erzählen einer solchen Geschichte dankbar ist.

Randnotizen V

Wenig schreibe ich zur Zeit – aber ein paar Notizen aus meinem Alltag haben sich doch mal wieder angesammelt. Dieses Mal mit zu leckerem Kuchen, einem sprechenden Baby und dem Wunsch ein Reh zu sein. Meine Pinnwand kann ich nicht fotografieren, denn ich bin nicht zu Hause. Aber vielleicht helfen ja Abitur und Yoga gegen meine fotografische Phantasielosigkeit?

Vorm Bäcker, wartend. Zwei hippe junge Frauen trinken Smoothies. „Also meine Mutter hat mir neulich ein ganzes Blech Kuchen gebacken. Ein ganzes Blech! Wie viele Kalorien das hat!“ – „Und meine Mutter so: Nein, da ist gar nichts drin, in dem Erdbeerkuchen… Aber da waren Eier drin, Milch, Butter, alles…“ Ihre Mütter machen alles falsch mit den Kuchen. Ich denke, dass ich das hätte sein können, vor einigen Jahren, die sich so über den falschen Kuchen und die Mutter beklagt. Und dass ich, seit ich Mutter bin, alles genauso falsch machen will.

Informationen für kinder

Kinderstadt. Zwei Jungs rennen zum Helferzelt, wichtige Frage: „Gibt es schon eine Polizei?“ – „Nein, noch nicht.“ – „Ah, gut!“ Sie laufen davon.

Freibad. Ich stille meinen Sohn. Kinder fragen, was wir da machen, Eltern antworten, dass er noch ein kleines Baby sei, das gestillt werden müsse. Mein Sohn ist zweieinhalb. Was in so einer Situation nicht hilft: Wenn das kleine Baby kurz absetzt, verkündet, die Brust sei heiß und dann weitertrinkt.

Die Härten des Lebens

Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs. Am Straßenrand stehen ein älterer Mann und eine sehr alte Frau. Diese schreit fürchterlich herum, sie wolle nach Hause… Der alte Mann fasst sie am Arm und brüllt sie an: Du kannst nicht nach Hause, du bist zu bekloppt dafür, du muss ins Heim!“ – Dann bin ich schon wieder weg. Aber ich muss noch lange über diese brutale Ehrlichkeit nachdenken.

„Ach wäre ich doch ein Reh, dann könnte ich diese lecker aussehenden zarten grünen Spitzen an den Fichten abknabbern…“, denke ich. Jeden Frühling. Liebe Biolog_innen, fressen Rehe Fichtentriebe? Und liebe Psycholog_innen, gibt es eine Diagnose für den Wunsch, ein Reh zu sein? Semi-normale Grüße, eure Solveig

Grünau wünscht…

Seit zwei Wochen bin ich als Amtsleiterin des Amtes für Wunscherfüllung und Vielleicht-Management im Auftrag des Haus Steinstraße e.V. in Leipzig-Grünau unterwegs und befrage die Menschen zu ihren Wünschen. Vieles gäbe es zum Konzept zu erzählen, doch vorerst zähle ich einfach Mal auf, was ich gehört habe – Menschen in Grünau wünschen sich:

Dass es in Grünau mehr als eine Bibliothek gibt. Eine kleine Schwester. Abkühlung. Dass die Sparkassenfiliale wieder eröffnet. Dass die Baumstämme aus dem Robert-Koch-Park abtransportiert werden. Wieder Kontakt zu den (erwachsenen) Kindern zu haben. Ein schönes Café, in dem man auch Mal essen gehen kann und wo nicht nur das Gesindel hingeht. Einen Ferienpass. Urlaub. Dass die Krankenkasse die Podologie bezahlt, wenn der Arzt sie verordnet. Bessere Barierrefreiheit im öffentlichen Nahverkehr. Saubere Spielplätze ohne Kippen und Scherben. Mehr Hilfen für Alleinerziehende, auch wenn die Kinder schon etwas größer sind. Beratung in Liebesdingen mit dem Ziel der Eheschließung. Dass man als Mensch mit Behinderung ernst genommen und respektiert wird. Dass der Rest von Leipzig nicht auf Grünau herabschaut. Mehr Polizeipräsenz. Dass man erfährt, was ein Amt in Bezug auf den eigenen Wunsch tut, wenn man dort anruft und sein Problem schildert. Eine Muschel mit einer Perle darin zu finden. Dass die Lieferfahrzeuge zum netto-Supermarkt die eigens gebaute Zufahrt nutzen anstatt durch die Dahlienstraße zu fahren. Ein Sternburg. Mehr Parkbänke. Dass die ostdeutsche Sprache nicht ausstirbt. Dass die Mittags-und die Nachtruhe eingehalten werden. Gesundheit. Einen Laden, in dem die Kunden veranlassen können, dass jemand etwas für sie im Internet bestellt. Dass weniger Bäume gefällt werden. Eine Ballonfahrt. Dass Dyskalkulie der Lese-Rechtschreibschwäche gleichgestellt wird. Eine_n deutsch-kurdisch-Übersetzer_in. Dass das Kindergeld erhöht wird. Dass es eine Nacht lang einen rechtsfreien Raum gibt, so dass man Ausländer erschießen kann. Längere Öffnungszeiten im Stadtteilladen. Dass die schadhafte Stelle an der Treppe ausgebessert wird. Hilfe bei der Wohnungssuche. Weltfrieden. Ein Kind.

Randnotizen

Ein paar Notizen aus meinem Alltag – für mich als Materialsammlung, für euch, falls es interessiert. Dieses Mal mit einer sehr wütenden Dame, dem üblichen Verwaltungswahnsinn und dem Scheitern an meinen eigenen Ansprüchen:

Wilhelm-Leuschner-Platz, mein Sohn übt das freie Stehen, ich beobachte Leute. Plötzlich eine ältere Frau, gepflegt, schlohweißes Haar, brüllt: DAS SOLLEN IHR JETZT ALLE MAL ERKLÄREN, ES HAT NICHT IMMER RECHT, WER RUHIG BLEIBT, BRÜLL BRÜLL UND SO WEITER… Blick zum Sohn, den juckt es nicht. Die Frau steht inzwischen vor einem glänzenden BMW und brüllt weiter. Ich verspüre Lust, mitzumachen. Hat sie nicht irgendwie Recht?

Brief vom Finanzamt, man mahnt meine Steuererklärung 2016 an. Die ich erst machen kann, wenn das Finanzamt 2015 abgeschlossen hat, denn erst dann wird mein Elterngeld abschließend berechnet, und daraus ergibt sich mein Einkommen. Das ich vermutlich gar nicht vesteuern muss, weil zu niedrig. Davon hängt dann wieder ab, was ich von meiner Krankenkasse zurückbekomme. Und muss ich das dann auch nochmal angeben? Mein Kopf ist mit Knoten gefüllt.

Spielplatz I: Sitze mit einer anderen Mutter im Sandkasten, wir quatschen. Außer uns sind nur Väter mit Kindern da. Aber die sitzen alle einzeln.

Spielplatz II: Ein kleiner Junge stellt sich vor mich hin und fragt, warum ich meine Kirschkerne ins Gebüsch werfe. Ein Gespräch entwickelt sich. Er findet die Bäume toll, wenn er groß ist, wird er mit einem Seil hinaufklettern und von Baum zu Baum steigen. Sein Papa kann das (bestimmt, Anmerkung d. Verfasserin) auch. Und und und. Ein zweites Kind kommt dazu. Ich gucke mich um und bin die einzige Erwachsene, die sich mit einem Kind unterhält. Frage: Ist es falsch, sich mit fremden Kindern zu unterhalten?

Zugfahrt Ruhrgebiet – Leipzig. Neben uns steigen 2 Teenager ein, Junge und Mädchen, die Mutter des Mädchens erklärt nochmal, wo sie aussteigen sollen. Junge spricht sehr laut, beide freuen sich auf ihren Urlaub. Unterwegs sprechen sie über Schwulenrechte, Bier und Kaffee und wie weit es noch ist. Woran habe ich sofort gemerkt, dass sie eine Behinderung haben? Ich freue mich, dass die beiden ihren Urlaub genießen und ihrer Schublade zumindest teilweise entsprungen sind. Und schäme mich, dass ich selbst innerlich sofort die Schublade aufgezogen habe.