Ehrenamtliche Helfer_innen gesucht!

***kulturpädagogische Arbeit mit geflüchteten Kindern***
Das Angebot
Jeden Dienstag treffen sich in den Atelierräumen der Initiative „Hildes Enkel“ Kinder, die entweder im Asylbewerberheim Torgauer Straße wohnen oder ehemals dort gewohnt haben. Gemeinsam gestalten wir unsere Zeit nach den Ideen der Kinder: basteln, malen, spielen, verkleiden uns oder bauen etwas. Die Erwachsenen sind in diesem Prozess unterstützende Möglichmacher_innen, gehen auf die Ideen der Kinder ein. Probleme in der Gruppe werden möglichst gemeinsam gelöst, dabei können im gemeinsamen Prozess auch unkonventionelle Lösungen gefunden werden. Für diesen Raum gibt es einen Namen: Das Bienenland.
Die Arbeit
Das Angebot umfasst nach Absprache die Abholung der Kinder in der Torgauer Straße, die gemeinsame Gestaltung des Nachmittags und das Zurückbringen der Kinder. Wichtig sind eine grundsätzliche Offenheit im Umgang mit
Menschen und neuen Situationen und Geduld und Kreativität bei Übersetzungsprozessen.
Organisatorisches
Das Angebot findet immer dienstags nachmittags statt:
14:30 Uhr Abholung Torgauer Straße
15-17 Uhr Angebot im Atelier „Hildes Enkel“, Hildegardstraße 49
Danach Zurückbringen der Kinder.
Einmal im Monat gibt es zudem ein Treffen aller ehrenamtlichen Helfer_innen, um aktuelle Entwicklungen, Erfahrungen und Probleme zu besprechen.
Wer/Was steht dahinter?
Das Bienenland ist aus dem Projekt „Wo die wilden Bienen wohnen“ hervorgegangen, dass 1,5 Jahre von mehreren Trägern unter Leitung/nach einer Idee der Künstlergruppe „Performance-Firma Wessel&Hoffmann“ aufgebaut wurde. Mit dem Ende der Förderung soll nun für die bestehende Kindergruppe, aber auch für neu in der Torgauer Straße ankommende Kinder eine neue Struktur aufgebaut werden, die den regelmäßigen Termin und die gemeinsam
entwickelte Arbeitsweise weiter trägt. Das Bienenland wird betreut von den Theater-/Kulturpädagoginnen Katharina Wessel, Solveig Hoffmann und Bettina Salzhuber.
Interesse?
Wir freuen uns sehr über Menschen, die Lust haben, das Bienenland kennenzulernen und evtl. zu unterstützen.
Kontakt: solveig.hoffmann@gmail.com
Ein Infotreffen für alle Interessierten gibt es am 7.2.2016 um 15 Uhr im Atelierraum „Hildes Enkel, Hildegardstraße 49. Wir freuen uns über eine kurze Voranmeldung.

2016

Eigentlich habe ich 2016 gar nicht viel Zeit zum arbeiten.
Oder ich arbeite und mein Baby arbeitet mit?

Jedenfalls gibt es irgendwie trotzdem einiges zu tun!
Hier die Projekte, die ich 2016 angehen werde oder möchte:

Pssst… Hä? SPLITTER! – Wege ins Theater

Meine Bürogemeinschaft, das Kultur- und Produktionsbüro Blühende Landschaften hat dieses Projekt zusammen mit dem Theater der Jungen Welt, dem Kinderbüro und der Nathanaelkirchgemeinde entwickelt. Geflüchtete und nicht geflüchtete Kinder werden in Lindenau die Frage nach ihrer Teilhabe am schönen Leben und den dabei entstehenden Barierren stellen. Auch nach den Barierren, die sich vor den weltoffenen Kulturbetrieben zeigen! Ich bin gespannt, ob es dabei wirklich splittert…

Gefördert im Programm „Wege ins Theater“ der assitej

Das Bienenland

…wird nicht mehr gefördert. Ob ein Land aufhört zu existieren, wenn man ihm den Geldhahn abdreht, muss sich indes noch herausstellen! (Mit Blick auf die Auswirkungen der Finanzkrise ist das wohl in größerem Rahmen ebenfalls interessant…) Jedenfalls möchten wir die Gelegenheit im Bienenland zu sein und das Bienenland weiterzuentwickeln erhalten, und zwar über eine ehrenamtliche Gruppe. Um diese Gruppe ordentlich zu betreuen und nicht einmal mehr in der Selbstausbeutung zu landen, bzw. andere hineinzuziehen, arbeiten wir aktuell an Konzept und Förderung. es wird also Neuigkeiten geben!

Mit im Boot ist übrigens die Ateliergemeinschaft Hildes Enkel.

Die mittelsächsischen Schülertheatertage

werden auch 2016 wieder in Freiberg und Döbeln stattfinden. Julia Schlesinger und ich bereiten diese vor, erstellen ein Workshop-Programm, beraten die teilnehmenden Gruppen und geben Feedback zu den Aufführungen.

Gefördert vom Kulturraum Erzgebirge

Thadeus Roth

…erstellt transmediale Erlebnisgeschichten für Einzelkunden und größere Partner wie z.B. die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten. Wer uns auf Facebook folgt, kann außerdem jede Woche kleine Rätsel knacken: Die schreibe ich. Rätselt gerne mit! Thadeus Roth auf Facebook

Kulturpolitik

Seit einem Jahr besteht das Theater Frauen Netzwerk Leipzig, und wir haben in der kurzen Zeit einiges erreicht: Uns mit PolitikerInnen und Gleichstellungsbeauftragten auf kommunaler, Landes- und Bundesebene getroffen, eine Umfrage erstellt und auch ganz praktisch vom Austausch untereinander profitiert. Dementsprechend möchte ich diese arbeit weitertreiben. Besonders gespannt bin ich auf die Ergebnisse unserer Umfrage.

Die Initiative Leipzig + Kultur versucht, die vielfältigen Interessen der freien Kultursschaffenden in Leipzig gegenüber der Stadt zu vertreten. Auch hier möchte ich mich in Zukunft engagieren. Leipzig + Kultur

Und all die künstlerischen Ideen, die noch in meinem Kopf umherschwirren?                                   

Vieles muss dann doch auf 2017 verschoben werden. Ich freue mich auf ein Jahr, in dem der Arbeitswahnsinn durch den Familienwahnsinn ergänzt wird!

 

 

 

Offener Brief des Bienenlands an Burkhard Jung

Von Staatschef zu Staatschef: Am Dienstag besuchte eine Delegation des Bienenlands die Kindersprechstunde des Chefs von Leipzig, Burkhard Jung. Mit dabei: Ein Brief voller Probleme, die aus Sicht des Bienenlands auf internationaler Ebene angegangen werden müssen. Herr Jung versprach Antwort, den kompletten Brief findet ihr unten. Die BienenbürgerInnen hatten indes auf ihrer Auslandsreise großen Spaß und freuen sich über weitere Begegnungen.

Lieber Herr Chef von Leipzig,

vielleicht wissen Sie das noch gar nicht, aber seit einem Jahr gibt es in Leipzig ein neues Land: Das Bienenland. Das Bienenland ist ein sehr kleines, aber freies und lustiges Land. Es hat ungefähr 40 BürgerInnen und residiert zur Zeit in einer Projektwohnung in der Hildegardstraße 49. Die BienenbürgerInnen kommen aus sehr vielen unterschiedlichen Ländern, zum Beispiel Syrien, Tschetschenien, dem Sudan, Irak, Deutschland uvm. Unsere Nationalspeise sind Honigwaffeln und unsere Nationalhymne heißt Coco Jambo. Wir lieben es Feste zu feiern und tun das auch, wann immer möglich. Wir treffen uns oft zu Versammlungen, bei denen viele Wort fallen. Gibt es in Ihrem Land Leipzig auch Versammlungen? Und was machen Sie, wenn diese Versammlungen langweilig sind?
Letzte Woche fanden in Bienenland Wahlen statt und wir haben eine Chefin für die Mädchen und einen Chef für die Jungen gewählt. Außerdem gibt es bei uns zwei Problemchefs. Die Problemchefs hören sich die Probleme der BienenbürgerInnen an und schreiben sie auf. Manche dieser Problem müssen wir dann in Bienenland besprechen, z.B:

„Jemand hat bei der Wahl gesagt, dass er mir viel Schmuck gibt, wenn ich seinen Namen auf den Wahlzettel schreibe.“
oder
„Ich habe ein Problem, weil jemand mich schlägt und sagt, dass ich dumm bin.“

Was machen Sie, wenn es in Leipzig Bestechungen gibt? Oder wenn sich Leute beschimpfen oder schlagen?

Manche Probleme haben aber auch nichts mit Bienenland zu tun und können deshalb auch nicht in Bienenland gelöst werden, z.B.

„Ich habe ein Problem mit meiner Mama. Warum kauft sie mir nicht ein neues Handy? Ich habe sie gebeten, dass sie mir ein neues Handy kauft.“

„Ich habe ein Problem mit allen Jungs in meiner Klasse. Wir sind zehn Jungs in der Klasse und nur 9 Mädchen. Das ist nicht gerecht.“

Gibt es in Leipzig auch einen Problemchef? Wenn ja, dann würden wir gerne mit dieser Person sprechen. Manchmal haben wir nämlich auch Probleme, für die der Leipziger Problemchef zuständig sein müsste:

„In Syrien war ich in der 7. Klasse und dann in Italien war ich in der 6. Klasse. Und jetzt bin ich in Deutschland gehe ich in die 4. Klasse. Dabei bin ich schon 12 Jahre alt. Wieso ist das so? In meiner Klasse sind alle viel jünger als ich, die interessieren sich nicht für die gleichen Sachen, wie ich. Wie soll ich da neue Freunde finden?“

„Ich möchte gerne in die Schule gehen. Ich gehe gern in die Schule.“

„In meiner Klasse gibt es keinen Sportunterricht. Ich will aber Sport machen, wie alle anderen.“ (hat sich erledigt)

„Ich möchte gerne ein schönes Zuhause. Ich möchte nicht mehr im Heim wohnen. Das Heim ist nicht gut. Wir waren schon in Dresden, alles war gut. (Naja, nicht alles: Wir hatten für alle Leute nur zwei Toiletten, eine für Mädchen und eine für Jungen.) Dann mussten wir nach Leipzig, aber keiner sagte uns, warum. Jetzt sind wir in einem Heim mit vielen Kakerlaken. Draußen ist es sehr kalt, deswegen sind jetzt alle Kalerlaken bei uns drin.“

Vielleicht haben Sie eine Idee, wie im Land Leipzig diese Probleme gelöst werden könnten?

Falls Sie mal in einem neuen Land leben müssen, können Sie gerne nach Bienenland kommen. Bei uns ist jeder willkommen und wer Bürger von Bienenland werden will, kann sich selber einen Pass basteln.

Mit freundlichen Grüßen
Die BienenbürgerInnen

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Theater Frauen Netzwerk Leipzig – viel Austausch und eine Umfrage

Seit einigen Monaten gibt es ein regelmäßiges Treffen einiger Frauen aus Leipzig, die Theaterberufe ausüben und sich austauschen: Das Theater Frauen Netzwerk Leipzig. Ulrike Bedrich und ich haben es gegründet, und es wurde rasch gemütlich: Nette Kolleginnen, viele Ideen, leckere Kekse – und ziemlich schnell auch einige vorsichtige Fragen:

  • Fühlen wir uns in unserem Job als Frauen überhaupt benachteiligt?
  • Sind nicht viele der Probleme, die wir bei unseren Arbeitsbedingungen wahrnehmen, allgemeine Probleme der Branche? Was davon betrifft uns als Frauen in besonderem Maße?
  • Und geht es darum bei einem solchen Netzwerktreffen eigentlich? Oder wollen wir eigentlich nur eines: netzwerken?

Fragen, die sicherlich auch von anderen Frauen und in anderen Branchen gestellt werden, und die leider oft in verhärtete Diskussionen führen. Man kann diese Fragen als unnötig abtun (und die von der Künstlersozialkasse ermittelten Einkommensunterschiede ignorieren), man kann auf Basis des persönlichen Erlebens argumentieren (und sich damit auf politischer Ebene lächerlich machen), man kann in vergeistigte Gefilde abheben (und über gegebenenfalls vorhandene Zustände einfach hinwegschweben anstatt etwas zu verändern). Es gibt wahrscheinlich noch viel mehr Strategien, sich Fragen der Gleichstellung zu entziehen, eine gute Zusammenstellung lässt sich etwa in den völlig abwegigen Sendungen von Plasberg zu diesem Thema beobachten.

Was im Theaterbereich einfach fehlt, ist eine Studie zu diesem Thema. Die Versuchung ist groß, an dieser Stelle zu den typischen Sexismen der Branche abzuschweifen, allein, es wird nicht helfen, denn sich darüber zu ärgern wird leider nicht ausreichen: Nicht um die obigen Fragen zu beantworten und schon gar nicht, um etwas zu verändern. Ich lebe in Sachsen, einem Bundesland, in dem aus der Regierung seit 1989/90 kein einziger Impuls zum Thema Gleichstellung erfolgt ist. Und wenn Kulturschaffende, ganz gleich um welche Fragen es geht, sich nicht von selbst einmischen, dann wird sich die Kulturpolitik selten in ihrem Sinne entwickeln. So funktioniert Interessenvertretung nicht.

Das Theater Frauen Netzwerk Leipzig hat deshalb eine eigene kleine Umfrage entwickelt. Wir sind keine Soziologinnen und wir haben diese für uns fachfremde Arbeit ehrenamtlich nebenher erledigt. Weil wir Antworten auf unsere Fragen brauchen, weil wir eigene Argumente entwickeln und vertreten können wollen. Gerne auch, um unsere Ergebnisse dafür einzusetzen, hinterher eine größere, bessere Studie anzuschieben. Bereits jetzt interessieren sich Menschen für diese Umfrage, die starke PartnerInnen werden könnten; z.B. die Bundestagsabgeordnete Dr. Eva Högl, mit der wir uns letzte Woche trafen. Und die sich all unsere Wünsche notiert hat.

Deshalb freuen wir uns, wenn ihr, liebe LeserInnen, mitmacht! Egal ob Mann/Frau/drittes Geschlecht, wenn ihr im Theaterbereich in Sachsen arbeitet, sind wir interessiert an euren Erfahrungen! (Wenn nicht, dann auch, allerdings nicht im Fragebogen…) Es geht uns um Geschlechtergerechtigkeit in jeglicher Hinsicht, also ist uns jede Position wichtig. Macht mit, verbreitet weiter, in Stadttheater wie in der freien Szene. Und wenn ihr mehr wissen wollt: Nächste Woche stellt Ulrike Bedrich die Umfrage im Rahmen einer Veranstaltung zur Situation der Frauen im Kulturbereich in der Stadtbibliothek Leipzig vor. Am 3.12.2015, 17-19 Uhr. Kommt vorbei!

Hier der Link zur Umfrage.

Jump and Run: freiberuflich Mutter werden

Es ist ruhig geworden auf dem Blog. Ich schreibe weniger. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Ich bin schwanger.

Das bedeutet nun mitnichten, dass ich meine Finger nicht mehr bewegen oder keinen klaren Gedanken mehr fassen könnte. Ich plane auch nicht, zum Mutti-Blog überzugehen. Vielmehr ist es so, dass Hirn und Hände damit beschäftigt sind, die Veränderungen in meinem Leben zu organisieren. Denn selbstständig und über die Künstlersozialkasse versichert schwanger zu sein bedeutet in erster Linie eines: Keiner weiß irgendetwas. Und die Verwaltungsgesellschaft schlägt mit Wonne zu.

„Ich bin Freiberuflerin, das heißt, ich bekomme kein regelmäßiges Gehalt vom Arbeitgeber, sondern…“ – diese Worte stammen nicht von mir, sondern von der Hebamme. Niedergelassene ÄrztInnen und Hebammen, alle sind sie selbstständig, aber jenseits der gesundheitlichen Ebene kommen wir nicht ins Gespräch. Schade, denn ÄrztInnen und Hebammen schreiben auch Millionen Ratgeber, in denen sich stets auch einige Seiten zu Elterngeld, gesetzlichen Fristen und Arbeitsrecht finden. Für Angestellte. Ich muss mich dann nochmal irgendwo genauer erkundigen.

Also Google. Viele Informationen, und immer der Hinweis: Lassen Sie sich nochmal persönlich beraten. Eines scheint sinnvoll zu sein: Eine gute Krankentagegeldversicherung, falls es gegen Ende doch beschwerlich wird. Diese Zusatzversicherung wollte ich sowieso schon länger abschließen. Also auf zu meiner Krankenkasse, der BARMER. Die bewirbt ihr Programm für „Künstler und Publizisten“ auf der bundesweiten Homepage – hat es aber in den letzten 2 1/2 Monaten nicht geschafft, das entsprechende Formular für mich zu finden.

Mein Freund ruft bei der Stadt an: Wo können wir uns zum Elterngeld beraten lassen? Ja, da gibt es einen Termin im Dezember im Ratsplenarsaal, da können alle hinkommen, da wird das erklärt. Aus mehreren Veranstaltungen habe ich die Erfahrung mitgenommen, dass ich im Ratsplenarsaal der Stadt Leipzig selten etwas gehört habe, was ich noch nicht wusste. Ich recherchiere also erstmal selbst weiter. Eigentlich habe ich alles richtig gemacht: Schon ein paar Jahre gearbeitet, Berechnungsgrundlage ist das Einkommen des letzten Jahres, und da die Gründung schon eine Weile zurückliegt, ist das finanziell nicht viel, aber okay. Wenn ich dann allerdings wiederkomme, dann verdiene ich erstmal: Nichts. Schon Monate vorher müsste ich schließlich Anträge stellen, Aufträge aquirieren. Alles kein Problem, bis zu 30 Stunden darf ich mit Elterngeld unbezahlt arbeiten. Nur vage kann ich mir vorstellen, was mein Kind dazu sagen wird. Wie also deichseln wir das, dass mein Freund Elternzeit nehmen kann, ohne dass wir finanzielle Probleme kriegen?

Beruflich habe ich viel Kontakt zu Kindern mit schlechter gesundheitlicher Versorgung. Häufig an Orten mit eher mittelmäßigen hygienischen Möglichkeiten. Ich mag diese Arbeit und vor allem diese Kinder sehr, aber plötzlich stehe ich auch hier vor der Frage: Worauf muss ich achten? Was sollte ich nicht mehr machen? Lakonische Antwort meiner Ärztin: „Das muss Ihr Arbeitgeber entscheiden.“ Das bin ich. Ich entscheide also: Mehr Hände waschen, keine Einschränkungen. Und wünsche mir insgeheim, allwissend zu sein, einfach um allen gerecht werden zu können: meinem Kind, meinen besorgten Eltern, den Kindern, die nichts falsch gemacht haben, die nur selbst schlecht versorgt werden, den Kollegen, für die das eben doch abstrakter ist, als für mich.

Schließlich der Endgegner: Die KSK. Was muss ich bezüglich der Künstlersozialkasse beachten? Ich rufe einfach mal an, die KSK ist für ihren Telefonservice schließlich berühmt. Jede meiner Fragen ist dumm. Das Prozedere: Dass ich mein Jahreseinkommen 2016 so schätzen muss, als ob ich gar kein Kind bekommen würde. Und dann die Bescheinigung einreiche: Hoppla, da kommt ein Kind. Dann vorübergehend aus der KSK fliege und bei rechtzeitiger Rückmeldung problemlos wieder aufgenommen werde. (Sonst nicht!) Dieses Prozedere ist das einzig Vorstellbare. In meinem nächsten Leben werde ich Sachbearbeiterin bei der KSK. Denn dann weiß ich einfach mal, wie es läuft. Und alle anderen nicht.

„Wie lange möchten Sie noch arbeiten?“ – auch diese Frage stellt mir eine Hebamme. Ich freue mich darüber, und gleichzeitig klingt es doch nach Luxus. Durch die Schwangerschaft habe ich mir weniger aufgeladen. Ich kann keine Aufträge über die komplette Spielzeit durchführen. Die Wahrheit ist: Ich arbeite schon jetzt weniger, verdiene weniger. Trotzdem werde ich wohl so lange wie möglich Aufträge annehmen. Gerne (dass ich das mal sagen würde, hätte ich auch nicht gedacht) solche, die am Schreibtisch zu erledigen sind.

PS: Eigentlich wollte ich diesen Artikel schreiben, wenn ich all diese Fragen beantwortet habe. Das erscheint mir derzeit aber ein eher theoretischer Zustand zu sein. Wenn ihr mehr wisst oder ich Sachen falsch recherchiert habe: Schreibt mir, wie es geht!!!

PPS: Das ist ein einigermaßen beruflicher Blog. Trotzdem: Auf mein Kind freue ich mich sehr. Und es wird früh lernen, Anträge auszufüllen 😉

Freie KünstlerInnen: Vorreiter eines neoliberalen Systems?

„So kannst du nicht argumentieren!“
Letzter Abend des Bundeskongresses der freien Darstellenden Künste in Hamburg. Längst bin ich mit Freunden essen gegangen, drei Tage voller Diskussionen und Informationen rund um die Lobby-Arbeit der freien Szene liegen hinter mir. Und ich habe diese Tage genossen.

Es ist kein Geheimnis, dass die Bezahlung, ach was sag ich, schon die soziale Absicherung von freien Theaterschaffenden katastrophal ist. Zweifellos ist es wichtig und richtig, für faire Arbeitsbedingungen zu streiten, eben für die Themen, die auf dem Kongress besprochen wurden: Eine Honoraruntergrenze zum Beispiel. Sinnvolle Förderinstrumente und Qualitätskriterien. Und doch findet man den Teufel dann im Detail, und so sitze ich da mit meinen Freunden und argumentiere mich selbst ins Aus, in dem Versuch mein Unbehagen auszudrücken.

Denn was ist schon fair?
Ein fachfremdes Beispiel aus dem Bildungssektor wird gebracht: Von Doktoranden, die für 25 € pro Stunde unterrichten. Von studierten Lehrkräften ohne Promotion, die dann nur noch 23 € kriegen. Von Bachelors die sich über 20 € freuen dürfen. Und von Lehrkräften, die nicht mehr wiederkommen durften, weil sie keine Altersvorsorge bezahlen (konnten). KünstlerInnen sind beileibe nicht die einzigen, die schlecht bezahlt werden. Natürlich schreit das danach, sich zu wehren, zu verbünden. Und dann machen wir trotzdem unterfinanzierte Projekte. Kürzen bei uns selbst. Weil wir überhaupt etwas verdienen müssen. Aber auch, weil wir unser Projekt eben so gern umsetzen wollen.

Ich denke nicht, dass KünstlerInnen die einzigen sind, die für ihren Beruf brennen – das wäre völlig vermessen. Meine Achillesferse ist eher, dass ich das vage Gefühl habe, dass es Projekte gibt, die nicht (genug) gefördert werden, obwohl sie wichtig sind. Das ist dann eher die Frage, welchen Projekten Wert beigemessen wird. Und was hat „Wert“ mit „Fairness“ zu tun?

Ob ich mir nun Schuhe kaufe, ein Brot oder eine Theaterkarte: Die Wahrheit ist, dass ich den Wert all dessen überhaupt nicht in Geld einschätzen kann. Wenn ich privat den „angemessen“ teuren Biohonig kaufe, so bin ich für mein Projekt doch verpflichtet „sparsam“ zu kalkulieren, also den Billighonig von den Zuckerwasserbienen zu kaufen. Was meine Arbeit wert ist, kann ich höchstens anhand von Kategorien beziffern: Ausbildungsgrad. Nachfrage. Förderrichtlinien. Aber wenn ich mir den Zustand meines Büros an manchen Tagen anschauen, dann bin ich geneigt, den Wert einer Stunde Putzen sehr sehr hoch einzustufen, auch wenn ich dafür keinen Magisterabschluss brauche. Und deshalb habe ich kein persönliches, sicheres Gefühl dafür, was fair ist.

Und wenn ich nun für mein Kunstprojekt einen Förderantrag einreiche, dann entscheiden andere über dessen Wert, und das bedeutet eben, dass ich das Projekt verwirklichen kann, oder auch nicht. In meinem Kopf schätze ich Ideen inzwischen schon früh ein, wäge ab, ob sie „förderfähig“ sind, entscheide intuitiv, auf was ich meine Kraft verwende, und auf was nicht. Ob die Geldgeber in öffentlichen Häusern und privaten Stiftungen meinem Vorhaben, nun ja, Wert beimessen werden. Oder ob es sich nicht lohnt: Mich stundenlang hinzusetzen und die Anträge zu schreiben.

KünstlerInnen werden nicht nur VorreiterInnen eines neoliberalen Systems, wenn sie sich selbst und andere ausbeuten und für immer weniger Geld produzieren. Sie werden es auch, wenn sie nur noch marktgerechte Ideen produzieren.

Und deshalb wünsche ich mir noch mehr Lobbyarbeit: Nämlich auch Ideen für die Projekte, die gar nicht mehr formuliert werden. Die sich jeder Logik des Marktes entziehen und somit in diesem vielleicht gar nicht sichtbar werden können. Wir sind kreativ, verdammt. Da muss doch noch was gehen.

Jan Fleischhauer und die Flüchtlingseuphorie

Heute früh öffnete ich Facebook. Ich sah, dass der Leipziger CDU-Abgeorndete Dr. Thomas Feist eine Kolumne von Jan Fleischhauer über „Deutschland und die Flüchtlinge“ geteilt hatte. Ich las. Selten macht mich ein Post so wütend, dass ich 8 Stunden später doch noch etwas dazu schreiben will. Erschwerend wirkt sicher, dass Dr. Feist als Abgeordneter den Text offensichtlich für lesenswert hält. Deshalb hier meine Meinung Stück für Stück.

„Die Flüchtlingseuphorie nimmt bedenkliche Formen an. Vielen reicht es nicht mehr, die Fremden, die zu uns kommen, freundlich aufzunehmen – sie wollen in jedem Asylbewerber gleich einen Neubürger sehen.“
Das ist zunächst einmal eine Behauptung, nein, es sind mehrere Behauptungen:
1. dass es eine Flüchtlingseuphorie gäbe, 2. dass diese bedenkliche, mithin beunruhigende Ausmaße erreicht habe,    3. dass „viele“ Deutsche alle Flüchtlinge einbürgern lassen wollen.
Mal abgesehen davon, dass keine dieser Behauptungen irgendwo mit Zahlen untersetzt wird, bedient diese Formulierung denn auch noch in eloquenter Weise die Angst „dass dann alle bleiben, dann haben wir die … hier, die gehen dann nicht mehr weg“. Klingt nach Bürgerinitiative gegen jedes beliebige Asylbewerberheim.
Nun gut, wende ich mal selbst ein, vielleicht hat Herr Fleischhauer aber in seinem Bekanntenkreis überdurchschnittlich viele Personen, die eine Flüchtlingseuphorie erleben, die helfen, helfen, und ein paar T-Shirts spenden wollen und dabei womöglich auch noch naiv vorgehen und das ganze in 6 Wochen aufgeben werden. Vielleicht geht es Dr. Feist, der den Artikel heute morgen auf Facebook teilte, ganz genauso. Vermutlich packt die junge Union gerade jede Menge Seifenpäckchen.
Doch halt! Es ist nicht so einfach: Es gibt nicht nur „Musterflüchtlinge“!
„Eine Antwort könnte sein, dass nicht alle, die zu uns kommen, so leistungswillig und perfekt ausgebildet sind wie Feras.“
Das ist richtig. Tatsächlich beobachte ich bereits seit einer Weile, dass die Politik sogar ganz gerne ein Bild zeichnet von hilfsbedürftigen Flüchtlingen aus Syrien (die dann natürlich auch gut ausgebildet sein können), und „Balkan-Flüchtlingen“, die uns im Schulhofjargon nur ausnutzen wollen. In dieser schematischen (und für meine Begriffe zutiefst diskriminierenden) Aufteilung zeigt sich bereits, dass in der Presse beileibe nicht nur von „Musterflüchtlingen“ die Rede ist.
Aber bleiben wir bei den syrischen Geflüchteten: Fleischhauer ist nämlich etwas aufgefallen, was den euphorischen Helfern noch neu ist. DIE SIND GAR NICHT ALLE NETT!
Für diese Erkenntnis habe ich als sowohl professionell als auch ehrenamtlich mit Geflüchteten arbeitende Person nun ein kräftiges… Achselzucken. Manche Menschen mag man, manche nicht. Manchmal trennen einen Sprachen. Manchmal Weltanschauungen. Manchmal interessiert man sich für verschiedene Sachen. Und wenn jemand den IS super findet, dann verstehen wir uns vermutlich tatsächlich nicht. Das alles ändert aber nichts daran, dass für jeden, JEDEN Menschen die Menschenrechte gelten. Für Jan Fleischhauer, für Dr. Thomas Feist, für mich und auch für einen am besten sogar besoffenen Balkan-Flüchtling, der leider kein syrischer Herzchirurg ist.
Die Sorge, dass die Stimmung der Helfenden, wenn sie das plötzlich herausfinden (denn das haben all diese möglicherweise denkenden und eigenverantwortlich handelnden Menschen vermutlich wirklich nicht bedacht) in große Ängste und fremdenfeindliche Zustände umschlägt, ist nun ein wunderbares Feigenblatt, um die simple Unlust zu verbergen, weniger leistungsbereite Menschen aufzunehmen. Sie bildet einen vorauseilenden Gehorsam gegenüber rassistischen Stimmungen ab, der in Sachsen gerade sowieso en vogue ist. Für jemanden, der eine kritische Kolumne schreibt, ist sie ein putziges Argument. Müsste Herr Fleischhauer sich nicht eher damit beschäftigen, was und wer wirklich helfen kann und wie man der Gefahr eines Stimmungsumschwungs entgegentreten kann?
Tatsache ist doch, dass in der Flüchtlingshilfe viel zu wenig Fachkräfte arbeiten. Wenn die Politik hier Stellen schaffen würde, dann bräuchte niemand einen angeblichen Hype. Dann würden Profis mit den Geflüchteten arbeiten. Andere Kontakte (die selbstverständlich ebenfalls unerlässlich sind) wären dann rein privat. Kompetente Profis suchen nicht nur Selbstbestätigung oder neue Freunde, sie arbeiten mit den Menschen unabhängig von persönlichen Sympathien. Und wenn ihnen wirklich jemand unterkommt, der den IS nach Hintertupfingen bringt, dann können sie reagieren. Das kostet Geld. Aber wäre es nicht die bessere Alternative? Oder anders gefragt: Wäre es nicht besser, wenn die Menschen, über die wir „sehr wenig wissen“ professionell begleitet würden, die Euphorie sich darauf beschränken würde, die neuen Nachbarn kennenlernen zu wollen – und die Menschenrechte für alle Herzchirurginnen und Penner gleichermaßen gelten würden?
Linke idealisieren Fremde als „edle Wilde“ und „kämpfende Proletarier“, schreibt Herr Fleischhauer abschließend noch. Und dass die Menschen in Wahrheit zu uns kommen, weil sie unser System attraktiv finden.
Ich kommentiere das nicht inhaltlich. Aber ich empfinde es als eine Unverschämtheit, mir solche Sätze anhören zu müssen. Seit 2 Jahren arbeite ich mit Geflüchteten. Weniger Respekt habe ich bisher nur in rassistischen Kommentaren zu anderen Artikeln erlebt.

131 Mails & eine Boxsackaufhängung

Der erste Tag nach dem Sommerurlaub.
Wohlweislich habe ich keine Termine auf diesen Tag gelegt – heute verschaffe ich mir einen Überblick. Und weil mich keiner erwartet, beginne ich damit auch erst um 12 Uhr. Kleine Freuden der Freiberuflichkeit.

11:54 Uhr. Ich betrete das Büro, meine Kollegen sind alle ausgeflogen. Habe ich das so chaotisch hinterlassen? Ups. Das war ich aber nicht alleine.

12:07 Uhr. Ich öffne mein Mailpostfach. 84 Mails. 3 Mails von Sozialen Netzwerken. 15 Mails im Ordner Werbung. 19 mal Spam (hier verstecken sich dann oft wichtige Mails – nicht reinzugucken, kann ordentlich Ärger machen). Also 131 Mails. In meinem Kopf höre ich zahlreiche Kollegen: „ach, das geht ja noch, bei mir waren es 732856083798“.

12:07 Uhr. Spam enthielt nur Informationen über „unsren Herrn Jesus Christus“ und geschlechtliche Fragen. Gelöscht. Kurzer innerer Kampf, ob das für den ersten Tag reicht. Werbung und Nachrichten von sozialen Netzwerken löschen. Jetzt geht’s los.

12:19 Uhr. Löschen aller Petitionen. Noch 71 Mails.

12:35 Uhr. Ich bin im Verteiler einer Gruppe, die sich mit der Menschenwürdigkeit des Umgangs mit Geflüchteten in Leipzig auseinandersetzt. In meiner Abwesenheit ist in Leipzig viel passiert. Lesen. Löschen. Traurig sein und schlechte Laune haben. 43 Mails.

12:47 Uhr. Zum ersten Mal eine Mail gefunden, die ich kurz beantwortet habe!

12:52 Uhr. Ausschreibungen, Newsletter, Informationsveranstaltungen. Gelesen, gelöscht. Noch 21 Mails.

12:53 Uhr. Es gibt  noch einige Mails aus dem Kommunikationsprogramm Trello, dass ich mit einigen Partnern nutze. Ungelesen gelöscht. Das wird ein eigener Arbeitsstrang. 11 Mails.

13:00 Uhr. Projektbezogene Mails mit Inhalten, die konkreten Einfluss auf meine Arbeit haben. Evtl. auch die Bezahlung dieser Arbeit. Evtl. auch mit einem längeren Prozess der Terminfindung bezüglich dieser Arbeit – an diesen Tagen? – an diesen Tagen?- aber ich kann besser an diesen Tagen? Das Team war fleißig.

Alles gelesen. Jetzt muss geantwortet werden… Oder doch erst Mittagspause?

14:20 Uhr. Eine Mittagspause und ein Telefonat mit der Bürokollegin später: Öffnen eines großen Pakets. Die Kollegin hat einen Ständer für den Büroboxsack gekauft. Welche Werkzeuge soll sie mitbringen, um den aufzubauen? Die Anleitung sieht aus wie ein Ameisenhaufen. Foto machen, Nachricht senden.

14:30 Uhr. Eine neue Mail. Wird radikal sofort gelöscht.

15:29 Uhr. Lange Mail formuliert. Warum hängt der Boxsack noch nicht? Könnte eine kurze Pause brauchen, denn jetzt geht’s an die Trello-Organisation…

15:42 Uhr. Trello.

15:58 Uhr. Trello.

16:04 Uhr. Trello.

16:10 Uhr. Ich bin durch. Huch! Ich bin durch!

Na dann mach ich jetzt mal die Post auf…

 

 

 

 

 

 

Was wir über das Bienenland wissen

Das Intensivangebot des Projekts „Wo die wilden Bienen wohnen“ ging letzte Woche in die zweite Runde. Unsere Gruppe aus Kindern und Erwachsenen mit deutschen, palästinensischen, syrischen, iranischen und kurdischen Wurzeln organisiert sich als eigener Staat: Das Bienenland. Letzte Woche allerdings deutlich undemokratischer, denn eigentlich, und das empfinde ich als zutiefst menschlich, wollen die BienenbürgerInnen nur eines: Dass gut für sie gesorgt wird. Was wir aktuell über unseren Staat sagen können, haben wir hier zusammengefasst.

„Bienenland ist ein freies Land. Man kann sagen, was man will, man kann kochen, tanzen… Es ist ein lustiges Land.“

Die Landessprache heißt „biendarabisch“. Zur Stunde gibt es hier zwei allgemein anerkannte Begriffe: „Guten Bienentit!“ und „Bienenburtstag“.

Es gibt ein einziges Gesetz: „Respekt & alle hören auf die Chefs“.

Chefs werden in den Bienenlandversammlungen von den BienenbürgerInnen bestimmt. Inzwischen gibt z. B. es Chefs für Spiele, Tanz, Malen, Dekoration, Sprachen, TV und Chillen.

In Versammlungen werden alle Fragen des Zusammenlebens zweimal täglich geklärt. Außerdem gibt es eine Versammlung, wenn ein ernstes Problem auftritt. Das sorgt für einigen Unmut. Manche BienenbürgerInnen wünschen sich statt der Versammlungen eine Diktatur.

Am Ende einer Versammlung pflegen die BienenbürgerInnen zur Nationalhymne Coco Jambo zu tanzen.

Der wichtigste Posten war bisher der des Streitchefs.

In der jüngsten Geschichte entschieden sich die BienenbürgerInnen allerdings dafür, die Streitchefs abzuschaffen und 2 erwachsene Problemchefs einzuführen: Nina und Solveig. Es hat sich gezeigt, dass die Problemchefs bestimmte Kompetenzen haben sollten:
– Alle müssen auf sie hören.
– Sie dürfen kein persönliches Interesse am Streitwert haben.
– Sie müssen alle Informationen über Bienenland haben.

Mit den neuen Problemchefs können sich die BienenbürgerInnen entspannen. Die langen Versammlungen werden reduziert. Man ist allgemein zufrieden.

BienenbürgerInnen tauschen gerne ihre Namen. Tauschen sie mit einer Problemchefin, tauschen sie allerdings ausdrücklich nur den Namen, nicht aber die Verantwortung.

Es gibt vorerst keine Chefs für unangenehme Aufgaben.

BienenbürgerInnen besuchen gerne andere Länder und freuen sich, die dortigen Gebräuche zu entdecken. Auch über kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten freuen sie sich immer.

Das Bienenland lebt, so lange andere Länder es schützen und akzeptieren.

Das Projekt „Wo die wilden Bienen wohnen II“ ist eine Kooperation von: Kinder- und Jugendkulturwerkstatt JOJO, Quartiersmanagement Leipziger Osten, 16. Oberschule Leipzig, Human Care/ Asylbewerberheim Torgauer Straße. Es wird gefördert durch den Bundesverband freier Theater im Programm tanz + theater machen stark.

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„I think you forgot me“ – #merkelstreichelt

„I think you forgot me“ – so begrüßte mich am letzten Mittwoch ein schwer von Narben gezeichneter Mann im Asylbewerberheim in der Torgauer Straße. Wir hatten uns schon mal unterhalten. Er lächelt fortwährend, spricht überaus freundlich auf englisch, er ist allein in Deutschland und sucht dringend eine Wohnung. Vor einigen Wochen bat er mich dabei um Hilfe. Ich sagte ihm, dass ich mich umhören würde, ihm aber nichts versprechen könne, denn solche Gespräche führe ich immer wieder, und ich habe leider einfach keine Wohnungen. Und auch nicht die Kapazitäten, allen die fragen bei der Wohnungssuche zu helfen. Ich schaffe es nicht. Es sind zu viele.

Zu viele? Moment mal!

„Wenn wir jetzt sagen “Ihr könnt alle kommen”, und “Ihr könnt alle aus Afrika kommen” und “Ihr könnt alle kommen”, das können wir auch nicht schaffen.“ Quelle: Leitmedium

Einen Tag später ging das Video des Gesprächs zwischen der Bundeskanzlerin und einem Mädchen mit Fluchthintergrund durchs Netz. Und ich sage es mal andersrum als viele andere: Sie war keinen Deut besser als ich.

Natürlich  hat sie in ihrer Position einen größeren Gestaltungsspielraum, und ich freue mich sehr, wenn die katastrophale Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ins Blickfeld gerückt wird. Wenn der hashtag #merkelstreichelt trendet, steckt da neben wichtiger Kritik aber auch richtig viel Schadenfreude drin. Man gönnt es der Merkel, jetzt PR-mäßig mal schön in der Klemme zu stecken. Ich gönne es ihr auch, immer druff.

Unangenehm ist mir aber, dass das Bild eines Mädchens, das seinen Standpunkt mutig und eloquent vertreten hat, jetzt als „weinendes Flüchtlingsmädchen“ rumgereicht wird. Unangenehm ist mir auch der Gedanke, dass der eingangs erwähnte Mann mit seinen sichtbaren und unsichtbaren Narben vermutlich nicht dazu taugen würde, Merkel derart in Verlegenheit zu bringen. Und der angetrunkene Mann, der 2 Bänke weiter saß sowieso nicht. Kein gutes Kameramaterial.

Wir freuen uns, dass echtes menschliches Fühlen eine PR-Aktion sprengt? Ich bin dabei! Aber das sollte dann bitte auch menschliche Folgen haben: Nicht ähnliche PR aus der anderen Richtung.

Das kann es doch nicht gewesen sein.

PS: Der Moderator des Gesprächs, Felix Seibert-Daiker, war spitze!