Randnotizen: Der Weihnachtseinkauf

Ich hatte das nicht beabsichtigt. Ich wollte einfach nur den weihnachtlichen Familiengroßeinkauf hinter mich bringen. Aber die lediglich 90 min Aufenthalt im Reudnitz-Center reichen locker für eine neue Runde Randnotizen.

Es läuft gut! Kurz nach 9 Uhr parke ich im Parkhaus ein. Ein glänzend schwarzes Fahrzeug gleitet an mir vorbei. Der Fahrer liebt es offensichtlich, seinen Wagen zu dekorieren: Vorne prangt ein riesiger Totenkopf, an der Seite zeigt mir eine skelettierte Hand den Stinkefinger. Er biegt um die Kurve. Wie süß! Auf der Rückseite weisen drei Babysilhouetten auf seine Kinder hin. Bitte nehmt Rücksicht!

Apropos Kinder: Manche sind gar nicht in der Schule, sollte es da etwa wirklich Betreuungslücken geben? Während um mich herum die Mittfünfziger (die nicht gegendert werden wollen!) auf der Suche nach der guten Mayonnaise umherflitzen, schlurft mir ein etwa 11-jähriges Mädchen durch den Marmeladengang entgegen. Ihr Gesichtsausdruck ist …authentisch. Hinter mir donnert eine mütterliche Stimme: SO HIER IST DAS HANDY UND JETZT KOMM ENDLICH!!1! Ich bin nicht immer sicher, ob Familienfeste den beteiligten Familien überhaupt so gut tun.

Vor der Gurkenkiste steht ein bärtiger, breitschultriger Hühne und summt: palim, palim. Ich störe ihn nicht.

Eine Mittfünfzigerin steht vor der Kühltheke, sichtlich angestrengt. Wieviel Butter nochmal? Ihr Mann ruft freudvoll hilfsbereit: Nimm soviel, wie du brauchst! Diese Großzügigkeit wird lediglich mit einem sarkastischen „Danke“ beantwortet. Es mag dem Mann noch nicht in den Sinn gekommen sein, aber seine Frau hatte nie vorgehabt, den Napf mit der Kräuterbutter alleine auszulöffeln.

Menschen, die in der Mitte des Gangs von einem Fuß auf den anderen treten und alles blockieren, sollte man erschießen dürfen, und da ist mir das Alter jetzt auch wirklich egal.

In mitten des Wahnsinns ein wenig Ruhe: Die Babys schlafen selig und süß in ihren verschiedenen Behältnissen, während die Eltern ihren Einkauf erledigen. Irgendwann werden sie nach Hause gehen, die Taschen die Treppen hinauf tragen, sich einen Kaffee aufsetzen, in einen Sessel sinken… und ihr topfittes, ausgeruhtes Baby bestaunen, dass die Bude zerlegt. Been there, done that.

Der Kassenbereich ist ein wenig voll. „Meine“ Kassiererin trägt Nikolausmütze und erschöpfte Miene. Während sie die Artikel scannt, bespricht sie mit ihrer Kollegin, welche Produkte aktuell nicht lieferbar sind, die Musik dudelt, die Kund_innen dudeln, der Scanner piept, es ist ein Traum. Beim Abschied setze ich an und sage: Frohe… n Feierabend. Sie guckt mich an und lacht los.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!