Flamingos

Heute sah ich dieses Schaufenster eines Bestattungsinstituts. Damit ist es passiert: Die Flamingos sind durch. Es sind nun sozusagen die Junggesellenabschiede unter den Tieren geworden.

Warum ich darüber nachdenke? Weil die Flamingos mich in den letzten 13 Jahren ins Theaterleben begleitet, manchmal lästig an mir gehangen, manchmal liebevoll mit mir geschnäbelt haben. Das begann sehr einfach: 2004 entwickelte ich zusammen mit Silvia Voigt unsere erste Inszenierung, „Die kahle Sängerin“. Ein Meilenstein für mich – unverhofft war ich ins Projekt gerutscht, niemals hätte ich mir vorher träumen lassen, dass ich sowas können könnte. Ideen haben. Ein Bühnenbild gestalten. Leute anleiten. Und dann klappte das alles, und sogar sehr gut! Und als ich, völlig berauscht und ausgepowert den ersten Abendzettel meines Lebens schrieb, setzte ich spontan darunter: „Jeder 1000. Besucher bekommt einen Flamingo geschenkt.“

Wir hatten dann vielleicht so 250 Zuschauer_innen, das Federvieh blieb also sicher vor uns. Doch der Flamingo blieb an mir kleben. Inzwischen besitze ich Kleidungsstücke, Schmuck, Kugelschreiber, Filme, Kochrezepte und und und – gerade an meinen Geburtstagen wird meine Timeline auf Facebook zuverlässig pink. Und seit Flamingos auch offiziell hip sind, geraten manche Menschen in meinem Umfeld geradezu in Stress ob der Möglichkeiten.

Das wäre nicht nötig. Der Flamingo steht für mich für die wunderbare Erfahrung, etwas auszuprobieren und zu gewinnen: Das Wissen darum, dass ich kreativ arbeiten will und auch kann. Und er steht für meine Freundschaften, die sich ganz unterschiedlich entwickelt haben und die mir geholfen haben, mich selbst weiterzuentwickeln.

Diese Freundschaften sind inzwischen größtenteils reine Freundschaften und keine Arbeitsbeziehungen mehr. Die lustigen Ideen und das Theater feiern wir aber immer noch: Im Flamingogeschwader 63, einer Show, die nun auch schon seit 5 Jahren läuft und sich einer äußerst fröhlichen Fangemeinde erfreut. (Gibt’s auch auf youtube!)

Mein Lieblingstier ist der Flamingo deshalb nicht. Klar, er sieht schon besonders aus, aber bitte, man schaue sich bloß mal einen Igel an – auch ein ganz schön schräges Erscheinungsbild, oder?

Wenn ich also irgendwann Mal sterbe, dann packt mir einfach einen Igel auf’s Grab. Oder gleich  ein paar Regenwürmer. Das macht auch mehr Sinn. Bis dahin: Viele Grüße von meinem Lieblingsflamingo Florian!